Knapp 12.000 Kilometer von Deutschland entfernt, tritt ein junger Typ, der auf Instagram unter dem Namen Elesan.cc bekannt ist in die Pedale. Stets dabei hat er seine Kamera und überrascht seine Social-Media-Gefolgschaft mit beeindruckenden Schnappschüssen aus seiner indonesischen Heimat Lombok. Jetzt hat er einen sehenswerten Film mit dem Titel „Wheels to Waves“ produziert, der Ende März in Deutschland seine Premiere feiert. Zeit für ein Vier-Augen-Gespräch.

Interview: Max Marquardt / Fotos: M. Fenno

CLEAT: Grüß Dich Haetam! In wenigen Wochen wird dein erster Film mit dem Titel „Wheels to Waves“ rauskommen. Erzähl uns ein bisschen was zu diesem Projekt….

Haetam: Hallo Max! „Wheels to Waves“ ist im Grunde  eine Crew von acht Radfahrern aus Indonesien, die sich dem All-Terrain Radfahren verschrieben haben. Für den Film haben wir uns auf eine 600 Kilometer lange Reise über die Insel Lombok in Indonesien begeben, ein Paradies mit klaren Stränden, würziger Küche, entspanntem Leben und dem beeindruckenden Berg Rinjani. Unsere 9-tägige Tour auf Lombok war ein Versuch, in den Charme der Insel einzutauchen, die ich seit August 2020 kuratiere. Mein Ziel war es, die Wunder Lomboks in einem bewusst gemächlichen Tempo zu genießen.

Ihr seid insgesamt 600 Kilometer über die Insel gefahren. Habt ihr in Hostels übernachtet oder unter freiem Himmel?

Wir haben uns aus Komfortgründen für Jugendherbergen entschieden. Dennoch wollten wir es einfach halten. Luxus war für uns kein Thema. Was wirklich zählte, war der unglaubliche Spaß, den wir zusammen hatten! Die Chemie und der Sinn für Kameradschaft, den wir teilten, waren während unserer Reise absolut entscheidend.

Erzähl uns etwas zur Route selbst. Ist diese und andere Gravel-Routen erschlossen? Gibt es GPX-Daten dafür?

Es gibt so gut wie keine Wegweiser, vor allem nicht für all die Schotterwege. Deshalb hat es lange gedauert, bis ich alle Routen kartiert hatte. Das war ein echt langer Prozess und viel Trial & Error. Jetzt kann ich sagen, dass ich mit den Routen ziemlich zufrieden bin. Die GPX-Daten sind noch nicht verfügbar, ich werde sie aber  früher oder später veröffentlichen.

In unserem letzten Gespräch hast du gesagt, dass du mit deiner Fotografie den Menschen die Geschichten erzählen willst, die Lombok zu einem so magischen Ort machen. Ist dir das mit dem Film ebenfalls gelungen?

Ich hoffe es! Meine Herangehensweise an diesen Film spiegelt nicht unbedingt meine Fotografien wider, denn dieser Film wurde von einem Team und nicht nur von mir realisiert, aber das Ziel ist immer noch dasselbe, nämlich die Schönheit der Insel Lombok zu zeigen. Ich hoffe, die Leute können das durch den Film sehen.

Deine Fotografie zeichnet sich durch eine heimelige Ruhe aus, in der sich der Betrachter verlieren kann. Diesen Aspekt bringst du auch in Wheels to Waves zu geltung. Würdest du sagen, dass dies bewusst so gesteuert, also gescripted wurde?

Während der Tour entschied ich mich absichtlich dafür, keinen spezifischen Plan zu haben. Ich wollte nichts kontrollieren, sondern vieles dem Zufall überlassen. Alles sollte so natürlich wie möglich sein. Das Skript für den Film wurde während und nach der Tour in Form von Tagebuchaufzeichnungen verfasst, was eine authentische und fesselnde Erfahrung als Resultat ergeben hat. Bei der Bearbeitung habe ich dann noch viele Änderungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass die Geschichte richtig zusammengefügt wurde und auch zur Erzählung passte.

Die Filmaufnahmen von Wheels to Waves sind sehr professionell, ebenso die Schnitt-Arbeit und die gesamte Postproduktion. Mit wem hast du für diesen Film zusammengearbeitet und wie groß war das Team dahinter?

Ja, wir haben ein Film-Team, das uns neun Tage lang begleitet hat. Es sind Josh Edwards als Kameramann, Praditya Kurniawan als Drohnenoperator und M Fenno als Fotograf. Das war meine erste Erfahrung mit der Arbeit im Team, und ich denke, der Schlüssel liegt in unserer Chemie und dem gegenseitigen Respekt zueinander.

Du hast im letzten Gespräch gesagt, dass für ein Radabenteuer auf Lombok ein offener Geist und eine ausgeprägte Abenteuerlust vorhanden sein sollten. War dies bei den Protagonisten auch der Fall?

In gewisser Weise ja, teilweise aber auch nicht. Jeder Fahrer des „Wheels to Waves“-Teams verfügt über wichtige Fähigkeiten, die er durch umfangreiche Erfahrungen im Langstreckenradsport erworben hat. Das war sicherlich von Vorteil. Kulturell war die Reise durch Lombok eine neue und bereichernde Erfahrung, da viele von ihnen noch nie auf der Insel gewesen waren. Und trotz dieser Ungewohntheit beendeten sie das Abenteuer mit einer tiefen Wertschätzung für die Schönheit Lomboks und äußerten den Wunsch, in Zukunft zu weiteren Fahrten zurückzukehren.

Lombok ist als Gravelbike-Destination wirklich etwas besonderes. Welcher Spot oder welche Strecke hat dir aber während diesem Abenteuer am besten gefallen?

Die südöstliche Region von Lombok hat es mir angetan, denn dort verbinden ausgedehnte Offroad-Pfade einige der schönsten und abgelegensten Strände der Insel. Ich war schon ein paar Mal alleine in dieser Gegend und jedes Mal war es ein absoluter Knaller!

Bei manchen Anstiegen sieht man die Fahrer langärmliche Jacken tragen. Gibt es auf der Insel große Temperaturschwankungen?

Es ist zwar nicht ganz so schlimm, weil es in den höheren Lagen 12 Grad hatte. Aber wir spürten die Kälte sofort, da wir von einer der heißesten Gegenden Lomboks am Strand in die Ausläufer des Vulkans gekommen waren.

Wie sehr setzen Sand und Salzwasser den Rädern zu? Ich stelle mir vor, dass dies auf Lombok zu einem Problem werden könnte…

Weiß du, die Leute haben mir schon des Öfteren diese Frage gestellt. Aber ich hatte bis jetzt keinerlei Probleme. Ich verstehe, dass manche hier Zweifel hegen, aber wenn man sein Rad gut in Schuss hält, dann gibt es keine Probleme. Ich putze mein Fahrrad regelmäßig, besonders nach einer langen Fahrt.

Aus europäischer Sicht ist Lombok nicht gerade die typische Destination für einen Rad-Urlaub. Die Eindrücke in Wheels to Waves beweisen jedoch, dass es vielleicht bald zu einem spannende Ziel für Rad-Urlauber werden könnte. Wird Lombok vielleicht bald zum nächsten Finale?

Das ginge vielleicht ein bisschen zu weit. Ich glaube nicht, dass die Insel Lombok in absehbarer Zeit als typisches beliebtes Radreiseziel avanciert, da es an Infrastruktur fehlt. Stell dir Lombok als einen wilden, ursprünglichen Ort vor, an dem noch fast jederTrail unerforscht ist, vor allem mit dem Fahrrad. Ein Ort, an dem ein Gefühl von Abenteuer in der Luft liegt. Auf Lombok ist es meiner Meinung nach wichtig, sich im Vorfeld eingehend mit der Insel zu befassen; mit  den einheimischen Radfahrern in Kontakt zu treten, um sie nach den Routen oder Empfehlungen für Essen, Sehenswürdigkeiten etcetera zu fragen.

Wenn jemand den Film sieht und darauf beschließt, selbst mit dem Rad nach Lombok aufzubrechen, was würdest du dieser Person empfehlen?

Man sollte sich im Vorfeld unbedingt vorbereiten, Recherche betreiben und vielleicht auch mit den Einheimischen in Kontakt treten. Und man muss offen sein, für die Kultur und neue Erfahrungen.

Im Film ist auch eine kulinarische Entdeckungsreise. Welches typische Gericht Lomboks ist deine Leibspeise?

Oh, da gibt es jede Menge! Aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es entweder Taliwang gegrilltes Hähnchen oder Rembiga Satay (marinierte Fleischspieße mit rotem Chili – Anm. d. Red.) Würzig, reich an Aromen und sehr lecker!

Wie geht es nun weiter? Wird es eine Fortsetzung geben?

Es gibt hierfür noch keine konkreten Pläne. Wir wollen jetzt noch einen weiteren Ort erkunden und entscheiden dann, ob wir einen weiteren Film drehen.

EINLADUNG ZUR FILM-PREMIERE IN MÜNCHEN

28. März 2023, TREK STORE München Süd

Plinganserstr. 150

Social Ride: 17.00 Uhr

Film Premiere: 20.00 Uhr

Snacks, Drinks for free!

Vorherige Anmeldung: https://forms.office.com/r/fyebByFDCe