Unter frenetischem Zuschauerjubel ist am 1. Juli die 109. Austragung der Tour de France in Kopenhagen gestartet. Bis zur Zieleinfahrt in Paris muss das Peloton in diesem Jahr 3349,8 Kilometer zurücklegen. Dabei muss es sich sechs Flachetappen, sieben hügeligen Etappen sowie sechs Bergetappen stellen, die durch insgesamt vier Länder führen. Wann es sich für euch lohnt einzuschalten, haben wir hier für euch zusammengefasst!

Zuschauermassen wie diese leiteten einen fulminanten Start in Kopenhagen ein. Credit: Le Tour de France Official

Text: Klaus Spranger, Tour de France Presse

Die Tour de France ist in vollem Gange und eines ist gewiss: Auch die diesjährige Austragung bietet jede Menge Höhepunkte. Nach dem Start am 01. Juli in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, müssen die Fahrer bei Wind und Wetter unter anderem eine 18 Kilometer lange Brücke über die Ostsee überqueren, ehe die Reise in Richtung Alpen weitergeht. Auch in Frankreich startet die Tour im Norden. Im Zuge dessen werden die Anwärter auf das gelbe Trikot des Gesamtsiegers unter anderem bei den Bergetappen des Super Planche des Belles Filles in den Vogesen, am Col du Granon und in Alpe d’Huez um die besten Plätze kämpfen.

Für das absolute Highlight dürfte in diesem Jahr zweifelsohne der Col du Granon mit seinen durchschnittlich 9 Prozent Steigung sorgen. Der Anstieg war bislang nur einmal im Programm und entschied 1986 das Duell zwischen Bernard Hinault und Greg LeMond. LeMond war damit der erste US-Amerikaner, der das gelbe Trikot eroberte, während Hinault’s Traum vom sechsten Toursieg schmerzlich endete.

Am Col du Granon (11. Etappe) wird sich dieses Jahr mit Sicherheit einiges entscheiden. Credit: Le Tour de France Official

Die spannendsten Etappen

Die insgesamt 19,4 Kilometer knüppelharte Kopfsteinpflaster der 5. Etappe von Paris-Roubaix könnten einmal mehr etlichen Favoriten zum Verhängnis werden. Dabei sind in diesem Jahr ganze elf Pavé-Abschnitte zu bezwingen.

Etwas später steht in den Vogesen auf der 7. Etappe die erste der Bergankünfte des Rennens mit der steilen Planche des Belles Filles an. Auf dieser Strecke entriss Pogacar bei der Tour 2020 Roglic noch das „Maillot Jaune“.

Nach einem anspruchsvollen Abstecher in die Schweiz ist der Blick der Tour 2022 auf die Alpenetappen gerichtet. Neben der geschichtsträchtigen Bergankunft in Alpe d’Huez (via Col du Galabier und Col de la Croix de Fer) am 14. Juli, der in Frankreich als Nationalfeiertag gilt, steht zuvor noch eine weitere extreme Etappe mit mehreren schweren Anstiegen an. Enden wird die Kletterpartie der 11. Etappe mit der Alpen-Bergankunft am Col du Granon auf 2413 Meter.

Für Abstände in der Gesamtwertung wird gewiss auch das Finale der 14. Etappe in Mende sorgen. Der drei Kilometer lange steile Anstieg hinauf zum Flugplatz ist seit vielen Jahren ein Klassiker der Tour. Wer sich am Ende das gelbe Trikot holen wird, entscheidet sich voraussichtlich in der 17.- und 18. Etappe, wenn die Bergankünfte der Pyrenäen in Peyragudes (nach drei weiteren schweren Anstiegen) und Hautacam (via Col d’Aubisque und Col de Spandelles) als Doppelpack anstehen. Auch das abschließende Einzelzeitfahren der 20. Etappe nach Rocamadour mit 40,7 weitestgehend flachen Kilometern könnte durchaus kurz vor knapp an der Gesamtwertung rütteln.

Credit: Tour de France Official

Die deutschen Fahrer

In diesem Jahr werden neun deutsche Fahrer an den Start gehen. Nachdem inzwischen einige der großen „Alten“ in Rente sind, gehen die neuen Hoffnungsträger auf Etappenjagd. Nils Politt und Lennard Kämna sind inzwischen zu echten Namen im deutschen Radsport aufgestiegen. Aber auch John Degenkolb und Simon Geschke wollen es in diesem Jahr nochmal wissen.

Bora-Hansgrohe Teamchef Ralph Denk hat eine klare Vision für die Tour de France – nur an das gelbe Trikot will er nicht so wirklich glauben. „Aus Rosa mach Gelb – das Ziel ist ein bisschen hochgegriffen“, sagte Denk im Interview mit Sky vor dem Start der Frankreich Rundfahrt. „Wir würden uns aber nicht wehren, wenn es ein Podium wird“, so Denk. Die derzeit wohl populärsten und erfolgreichsten deutschen Fahrer schickt der Bora-Boss als Helfer ins Rennen. Nils Politt und Lennard Kämna, aber auch Maximilian Schachmann haben dazu zweifellos das Zeug. Sie alle werden Freiheiten für eigene Ambitionen bekommen. „Wir wollen eine Etappe gewinnen“, sagt Denk. Wlassow zu unterstützen bedeute nicht, „dass sieben Mann 3500 Kilometer neben ihm herfahren“.

Kämna steht dabei besonders im Fokus. Der 25-Jährige ist im Mai einen herausragenden Giro gefahren, siegte am Ätna auf beeindruckende Weise. 2021 war jedoch ein äußerst kompliziertes Jahr für Kämna, in dem er eine monatelange Pause vom Radsport einlegte. Sein Vertrag wurde unlängst verlängert. Denk deutete kürzlich an, dass Kämna ein Kandidat für eine Top-Platzierung bei der Tour ist. Man wolle es in den kommenden Jahren zumindest versuchen.

Credit: Le Tour de France Official

Die Liste der deutschen Tour-Fahrer im Überblick:

John Degenkolb (DSM), Simon Geschke (Cofidis), Lennard Kämna (Bora-hansgrohe), Alexander Krieger (Alpecin Fenix), Nils Politt (Bora-hansgrohe), Jonas Rutsch (EF Education EsayPost), Maximilian Schachmann (Bora-hansgrohe), Maximilian Walscheid (Cofidis), Georg Zimmermann (Intermarche Wanty-Goubert)

Die Favoriten

Eigentlich gibt es nur einen. Und der heißt Tadej Pogačar. Der Slowene aus dem Team UAE hat schon die beiden vergangenen Frankreich-Schleifen für sich entschieden und wenn nicht ein Sturz oder Corona dazwischenkommen, gibt es wenig Zweifel daran, dass er wieder triumphiert.

In diesem Jahr hat er drei Rundfahrten bestritten und alle drei gewonnen. Ex-Champion Alberto Contador nennt ihn ein „Wunderkind“, andere sprechen von „Pogacarmstron“. Ob bei letzterer Bezeichnung auch Zweifel anklingen, dass die Leistungen mit rechten Dingen zustande gekommen sind, überlassen wir der Gerüchteküche.

Fordern will ihn auf jeden Fall sein Landsmann Primož Roglič, der mit seinem Team Jumbo-Visma und dem Tour-Zweiten Jonas Vingegaard die stärksten Helfer im Peloton hat. Außenseiterchancen rechnen sich Adam Yates und Geraint Thomas aus. Aber eigentlich fahren sie nur um die Plätze auf dem Podium hinter Pogačar.

Die Tour de France im TV und im Stream

Die ARD ist täglich zur entscheidenden Phase ab ca. 16.00 Uhr auf Sendung. Bis die ARD einsteigt, sind an den Wochentagen zuvor schon Live-Bilder auf One und sportschau.de zu sehen. Dazu überträgt Eurosport die Tour-Etappen.