Es gibt selten Räder, die uns gleich ab den ersten Metern begeistern. Auf denen wir uns schon bei der ersten Pedalumdrehung wohlfühlen und uns denken: „Ja, heute ist so einer dieser seltenen Tage“. Das Áspero von Cérvelo ist genau so ein Rad. Und aus diesem Grund ist es nun auf dieser Seite gelandet. Ein Gravelbike, das mit wirklich nichts zu vergleichen ist, was der Markt zu bieten hat. Eine echte Überraschung.

Bisher gab es beim Thema Gravelbikes drei Kategorien: die schnellen leichten, die robusten schweren und das Segment der Crossräder. Doch obwohl die beiden letzteren Gravel-Kreationen (Puristen werden hier schimpfen und einen Querfeldein-Monolog anstimmen) durchaus auf Performance ausgelegt sind, muss man als Fahrer gewisse Abstriche. Entweder in Bezug auf die Dynamik, das Fahrverhalten oder den Komfort. Nicht jedoch beim Aspero. Dieses Rad ist pfeilschnell und steif wie ein Rennrad, Komfortabel wie ein Reiserad und zugleich agil und flexibel um es ohne Probleme über die Schlammhügel deiner Crossstrecke zu bringen.

Der Carbon-Rahmen ist für ein Gravelbike sehr aerodynamisch gehalten. Die Züge und Leitungen sind innen verlegt, um dem Rad eine absolut cleanen Look zu verpassen.

Die Rahmengeometrie weicht dabei von den Konventionen anderer Gravelbikes ab: Das Tretlager steht tiefer als üblich. Die Gabel erlaubt mehrere Positionen der Vorderachse, was den Radstand und Nachlauf ändert und damit das Fahrverhalten für beide Laufradgrößen annähert. Die Flatmount-Aufnahmen der Bremssättel gehören mittlerweile zum Stand der Technik, genauso wie Steckachsen. Der BBRight-Innenlagerstandard wird zwar nur von Cervélo verwendet, die in der Grundausstattung verbaute Sram-Apex-1-Kurbel passt aber genauso wie die meisten Modelle anderer Hersteller auch in dieses Lager.

Das Áspero ist entweder mit 28-Zoll- oder, für alle die es etwas breiter wollen, mit 27,5-Zoll-Laufrädern kompatibel. Je nach Terrain ist das besser rollende 28-Zoll- oder das komfortablere 27,5-Zoll-Rad die Option der Wahl. Bei 27,5 Zoll sind Reifenbreiten bis max. 49 Millimeter möglich.

Eine unmissverständliche Message Seitens Cérvelo ist das Fehlen von Anschraubpunkten für Schutzbleche und Gepäckträger. Auch gibt es keine Montagemöglichkeiten für Flaschenhalter an der Gabel. So muss der Áspero-Fahrer mit Hang zum Bikepacking lediglich mit den insgesamt drei Flaschenhaltern am Rad zurechtkommen. Natürlich könnte man hier die Gabel tauschen, aber wer tut das schon?

Für raueres Gelände hat Cérvolo das Áspero an den kritischen Stellen mit diversen Abdeckungen zusätzlich geschützt. Dies betrifft zum einen die Kettenstrebe, die im Falle einer schlagenden Kette geschützt ist, als auch den Bereich unterhalb des Trettlagers, da man hier carbonzersetzenden Aufsetzern den Gar aus machen möchte. Dadurch ist das Cérvelo Áspero auch für harte Ausfahrten über Stock und Stein bestens vorbereitet.

Eines der Highlights am Cérvelo Áspero dürfte sicherlich der sogenannte Trail Mixer sein. Hierbei handelt es sich um einen kleinen ovalen Einsatz am Ausfallende der Gabel, welcher den Nachlauf je nach Einstellung um +/- 5mm beeinflussen kann. Hierdurch verspricht man sich ein Konzept mit vielseitiger Laufrad- und Reifenmöglichkeiten an den Mann zu bringen.

Das CLEAT-Fazit:

Mit diesem Rad fliegt man sprichwörtlich über den Schotter. Das Aspero ist unglaublich wendig, flexibel, leicht und schnell. Das Antrittverhalten ist aufgrund der Rennradgeometrie und der Steifigkeit für ein Gravelbike sagenhaft! Deshalb überrascht es auch nicht, dass das Aspero das Prüfsiegel des Radsportweltverbandes UCI für Querfeldeinrennen trägt. Auch wenn die Regel N+1 über alle steht: Mit dem Aspero hat man Gravelbike, Rennrad und Crosser in einem. Auch Bikepacking ist in abgespeckter Form damit möglich. Wer genügend verschiedene Mäntel und Laufräder zuhause hat, würde mit nur diesem einem Rad wohl die vollkommene Glückseeligkeit erlangen. Halleluja! Und man könnte in der Wohnung endlich wieder ein paar schöne Bilder an die Wand hängen, anstelle der 12 unterschiedlichen Fahrräder. Man braucht dann nämlich nur noch die Hälfte.

Beim Komfort sticht der schnelle Allrounder ebenfalls aus der trägen Masse an Gravelbikes hervor. Obwohl sich das Rad aufgrund des Renn-Konzepts und des Aero-Rahmens an sportliche Fahrer richtet, sitzt man äußerst bequem und fest im Sattel. Ein formidables und bequemes Fahrgefühl, durch das man sich voll und ganz auf das Erlebnis der Ausfahrt fokussiert und das Rad selbst kaum noch wahrnimmt. Doch irgendwas ist schließlich immer und bei aller Perfektion und Lobeshymnen, gibt es von unserer Seite Kritik in Bezug auf die limitierten Montagemöglichkeiten. Gerade bei einer „eierlegenden Wollmilchsau“ wie dem Aspero wäre das die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen. Dieses Rad ist so perfekt – warum also nicht auch damit längere Distanzen in Form eines Bikepacking-Abenteuers zurücklegen? Natürlich steht und fällt das nicht ausschließlich mit zwei seitlichen Montagemöglichkeiten an der Gabel, schön wäre es aber trotzdem gewesen. Und eine Hommage an die Multifunktionalität.