Extremsportler Jonas Deichmann ist wieder auf Rekordjagd: In Form eines Triathlons möchte der Extremsportler Deutschland umrunden. Dabei will er eine Strecke von etwa 3.600 Kilometer zurücklegen. Kurz vor seinem Start haben wir mit Jonas über diese neue Herausforderung gesprochen und wie es ist, zwei Traktor-Reifen hinter sich herzuziehen..

Vergangenen Mittwoch (22. Juli) war es so weit: 3.600 Kilometer im Uhrzeigersinn um Deutschland. Schwimmend, radelnd und laufend. Extremsportler Jonas Deichmann will damit die 16-fache Ironman-Distanz bewältigen. Fans können dem Fortschritt von Jonas per Livetracker folgen – und ihn sogar ein Stück begleiten. Doch die Tour durch Deutschland ist für den 33-Jährigen nur ein „Warm-Up“ für ein noch größeres Unterfangen. Im September will er als erster Mensch die Welt in Triathlon-Disziplin umrunden.

Fotos: Markus Weinberg / Transost-Challenge

CLEAT: Hi Jonas, du hast hoffentlich die Corona-Zeit gut überstanden. Wie lief es in dieser Zeit mit dem Training? Du hattest ja große Pläne…

Jonas Deichmann: Die großen Pläne habe ich auch noch. Ich habe die meiste Zeit bei meinem Vater und seiner Frau in der Schweiz verbracht, was für das Training eigentlich ideal war, zumindest was das Laufen und Radfahren betrifft. Das Schwimmtraining hat natürlich ein bisschen gelitten, da ja die meisten Bäder zu hatten.

Wie hast du dich dann auf diese Disziplin vorbereitet?

In den letzten Wochen war ich Bikepacken in Schweden und Norwegen und bin bis zum Polarkreis hoch. Während des Trips konnte ich abends in den dortigen Seen und Fjorden mein Schwimmtraining absolvieren.

Wir stellen uns das ziemlich kalt vor…

Ja, es war schon kalt. Der Fjord hatte 10 Grad. Mit dem Neopren-Anzug ging das aber.

Du hast im Zuge deines Vorhabens auf Instagram unter einem Post geschrieben, dass du noch nicht weißt, wie das mit den Schwimm-Distanzen genau aussehen wird. Also, wie lange du brauchen wirst und so weiter. Ist also Schwimmen deine Achillesferse?

Beim Laufen und Radfahren weiß ich, was ich kann. Bei beiden Disziplinen kenne ich auch meine Distanzen und weiß, wie mein Körper reagiert. Beim Schwimmen sieht das allerdings noch ein bisschen anders aus. Ich bin noch nie vorher so eine Distanz mit einem Floß geschwommen und ich weiß auch noch nicht, inwiefern mich dieses Mehrgewicht verlangsamen wird. Und ich bin auch noch nie 60 Kilometer am Stück geschwommen. Wir werden sehen.

Gib uns doch mal ein paar Details zu deinen Schwimm-Etappen..

Es geht bei diesem Triathlon ja darum, einmal Deutschland zu umrunden. Immer recht nah an der Landesgrenze. Dafür habe ich den Multiplikator der Ironman-Distanz genommen, also die Schwimm-, Rad- und Laufdistanz sollen mit der Ironman-Distanz übereinstimmen. Hier bot sich mir natürlich der Bodensee an. Deshalb werde ich den See einmal von Lindau bis nach Bodman schwimmen. Dort wechsle ich dann auf das Fahrrad um, fahre bis in den Bayrischen Wald und von dort geht es dann zu Fuß weiter, knapp 600 Kilometer nach Lindau.

Wird dich ein Support-Fahrzeug oder ein Team während deinem Vorhaben begleiten?

Nein, ich mache immer alles ohne Support. Die einzige Unterstützung, die ich habe, wird mein Vater sein, der mir mein Fahrrad am Bodensee übergibt. Meine gesamte Ausrüstung werde ich am Floß, am Rad und in einem kleinen Laufrucksack dabeihaben.

Und wo wirst du schlafen?

Draußen. Da suche ich mir dann abends einfach immer irgendeinen guten Platz. Am Bodensee könnte das schwierig werden, weil die Ufer recht verbaut sind. Aber ich werde schon etwas finden.

Es gibt die Möglichkeit, dich auf deinem Trip ein Stück zu begleiten. Per Live-Tracker kann man deine genaue Position verfolgen und dich dann sozusagen einzuholen und anzufeuern. Wie läuft das genau ab?

Richtig. Ich habe auf meiner Webseite eine Live-Karte auf der man meine genaue GPS-Position sehen kann. Ich bin also recht leicht zu finden und man kann mich gerne ein Stück begleiten. Allerdings nehme ich keine Rücksicht und warte oder sowas. Zudem muss man sich meinem Tempo anpassen. Ich fahre natürlich auch keinen Windschatten, aber über Begleitung freue ich mich.

Amüsiert habe ich im März ein Video von dir gesehen, wie du einen Traktor-Reifen bergauf hinter dir hergezogen hast. Wie viel Kilometer hast du damit zurückgelegt?

Ja, es hat mit einem angefangen und am Ende waren es dann zwei. (lacht) Ich bin mit den Reifen 8-20 Kilometer gelaufen, das Ganze dann zwei Mal die Woche. Der Hintergrund: In den USA werde ich einen Trailer hinter mir herziehen. Die Reifen simulieren dieses Gewicht ganz gut, denn für das zusätzliche Gewicht müssen natürlich auch andere Muskelgruppen trainiert werden. Das erste Mal habe ich den Fehler gemacht, dass auf meiner Laufroute ein Asphalt-Stück dabei war. Auf diesem Untergrund ist der Reifen ungefähr fünfmal so schwer wie auf Schotter. Danach tat mich erstmal echt alles weh.

Wovon wirst du dich unterwegs ernähren? Du kannst ja nicht permanent Gels und Riegel in dich reinstopfen, oder?

Beim Schwimmen habe ich alles im Floß dabei. Beim Radfahren werde ich mich an Tankstellen, Supermärkten und Restaurants versorgen, das ist ja in Deutschland total easy. Schwieriger wird es dann allerdings beim Laufen. Denn da bin ich hauptsächlich auf Waldwegen im bayrischen Wald unterwegs und da gibt es nicht sonderlich viele Möglichkeiten zur Einkehr. Zudem ist mein Laufrucksack auch sehr klein und ich kann nicht viel Verpflegung mitnehmen.

Hast du ein bestimmtes Zeitziel?

Nein, eigentlich nicht. Für mich dient diese Sache ja auch in erster Linie als Aufwärmen für den September. Ich werde also auch nicht an mein Limit gehen. Es geht ja auch darum, das Material zu testen und gegebenenfalls Feinabstimmungen beim Equipment vorzunehmen. Ich rechne aber mit circa 25 Tagen.

Weitere Infos und die Live-Position von Jonas findet ihr auf seiner Webseite jonasdeichmann.com

Sein neues Buch „Cape to Cape – in Rekordzeit mit dem Fahrrad vom Nordkap nach Südafrika“ kann ab heute in signierter Special-Edition vorbestellt werden.