Bild: Yvonne Lesewa & Simon Beizaee Text: Nadja Schmidt & Yvonne Lesewa

Die Crew, das sind Simon, Vonny, Fabi und Nadja. Wir leben alle in Innsbruck und kennen uns schon jahrelang, aber sind zum ersten mal gemeinsam auf dem Rad unterwegs. Wir sind keine Hardcore-Athleten, sondern einfach vier Freunde, die Lust auf eine gemeinsame und gute Zeit auf zwei Rädern haben. Für uns standen nicht die gefahren Kilometer im Vordergrund – vielmehr wollten wir auch in türkisklarem Wasser baden, Pizza essen, von Klippen springen und unter dem Sternenhimmel einschlafen. Unsere Reise nannten wir daher auch liebevoll „Soulride-Bikepacking“.

Der Plan

Unseren ursprüngliche Plan, drei Wochen Inselhopping mit den Bikes durch Griechen‐ land, mussten wir vor allem aus zeitlichen Gründen kurz vor Start verwerfen. Das heißt für uns: ein neues Reiseziel muss her! Über Freunde hatten wir bereits ein paar coole Bikepacking-Geschichten aus Slowenien und Kroatien gehört: Endlose Küstenstraßen, einsame Bergpässe, kristallklares Wasser, freundliche Landsleute und im Gegensatz zu Griechen‐ land auch keine wilden Straßenhundegangs.

Beide Ziele sind von Innsbruck nicht weit entfernt und der Startpunkt ist einfach mit dem öffentlichen Nachverkehr zu erreichen. Die Wahl war also schnell getroffen: Mit dem Zug nach Triest und von dort mit dem Rad nach Slovenien und Kroatien. Noch ein paar Routenpunkte in Komoot um einige Highlights herum gesetzt, ansonsten wollten wir uns „treiben“ lassen und sehen, wie weit uns unsere Beine bringen. Da wir möglichst spontan bleiben wollten und trotz‐ dem Gewicht sparen mussten, entschieden wir uns fürs Biwakieren. Bei den Temperaturen & der geringen Regenwahrscheinlichkeit wohl auch die beste Entscheidung!

Die Ausrüstung

Als Fortbewegungsmittel entscheiden wir und für Gravel-Räder von Giant die uns die beste Kombination aus Off-& On-Road-Bike bieten und uns im Gegensatz zum Mountainbike auch etwas mehr Geschwindigkeit sowie Komfort liefern. Da wir im Hochsommer unterwegs waren und biwakieren wollten, hatten wir nur Isomatte und Schlafsack, Wechsel-Klamotten, Hygiene- & Technik-Ausrüstung und ein paar wenige Koch-Utensilien dabei. All das haben wir in wasserfesten Lenker-, Gabel-, Rahmen- und Satteltaschen von Ortlieb verstaut, die wir auf jeden Fall empfehlen können. Auch wenn es mal ruppiger wurde, die Taschen haben uns nie im Stich gelassen.

Auch mit unserer Bikewear (Jerseys, Bib-Shorts, Windbreaker und Radsocken) von AGU waren wir mehr als zufrieden: komfortabel, leicht, kompakt und teilweise aus Merinowolle. Perfekt für mehrere Tage im Sattel mit stark limitierten Gepäckmöglichkeiten.

Die Etappen

Unsere erste gemeinsame Tour führte uns 8 Tage lang knapp 400 km und 6.500 Höhenmeter durch Italien, Slowenien und für einen Großteil der Reise durch Kroatien. Die Temperaturen lagen am Tag meist über 30 Grad, dazu wenig Schatten und kein einziger Regentropfen während der gesamten Reise.

Unsere Tagesetappen führten uns durch verschlafene Dörfer, entlang alter Eisenbahnlinien, vorbei an unzähligen beeindruckenden Ruinen, auf ruppigen Schotterstraßen, über Bergpässe, entlang wunderschöner Küstenstraßen und über viele Serpentinen hoch und runter vom Landesinneren an die Küste und wieder zurück.

Etappe 1

Treffpunkt 10 Uhr Innsbruck Hauptbahnhof. Mit den Bikes steigen wir in den Zug Richtung Brenner. Nach dreimal Umsteigen erreichen wir 6,5 Stunden später Triest Centrale, Italien: der Startpunkt unserer Tour. Dort angekommen schlagen wir uns auf den Bikes durch das städtische Straßenchaos und das auch noch bei Feierabend.

Erleichtert erreichen wir den ersten beschilderten Radweg, der uns gleich mit den ersten schönen Aussichten auf das Mittelmeer überrascht. Direkt hinter Triest liegt die Grenze zu Slowenien, die wir nur durch ein Straßenschild entlang des Radwegs.

Slowenien

Ab hier fahren wir ein Stück entlang der Euro Velo 8 Fernradroute, die uns zunächst auf einem neu asphaltierten Weg an der wunderschönen Küste vorbeiführt. Da es bereits dunkel wird, steuern wir unser erstes Nachtlager in der Nähe von Izola an.

Auf GoogleMaps finden wir einen abgelegenen Olivenhain mit Blick auf die Küste. Bevor wir müde auf unsere Isomatten unter alten Olivenbäumen fallen, zaubert uns Vonny noch ein einfaches, aber gutes und sättigendes Abendessen. Es geht doch nicht über einen großen Topf Nudeln nach einem anstrengenden Tag.

Etappe 2

Unsere erste Nacht unter freiem Himmel ist lauter als gedacht, hier gibt es wohl einige Wildschweine. Nach ein paar kleinen Anlaufschwierigkeiten, steuern wir am Morgen direkt den nächsten Strand an. Nach nur 10 Minuten erreichen wir endlich das Meer. Und es kommt noch besser: Es gibt Kaffee und frische Croissants. Gestärkt und frisch gebadet sind wir bereit für unsere erste längere Etappe.

Wir folgen der Strecke der Euro Velo 8, bis wir die kroatische Grenze bei Secovlje passieren. Der Grenzwärter schaut uns etwas mürrisch und kritisch an. Haben wir alle Covid-Verordnungen erfüllt? Dabei wollte er uns offenbar nur lächeln sehen. Gesagt, getan. Dobrodošli, Kroatien!

Parenzana

Wir verlassen den E8 und fahren auf dem Fernradweg „Parenzana“. Eine alte Bahntrasse, die 2009 mit der Hilfe von EU-Mitteln zum Radweg umgebaut wurde. Die Gesamtstrecke von ca. 116 Kilometern beginnt in Italien, führt durch Slowenien und Kroatien. Anfangs noch ein gut asphaltierter Radweg, wird die Strecke ab Kroatien im wilder und steiniger. Wir integrieren auf unserer Tour eine ca. 30km lange Teilstrecke hiervon. Der Weg schlängelt sich über dem Tal der Mirna, immer in erträglichen Steigungen über Viadukte, durch Tunnels und vorbei an einigen der ehemaligen Bahnhöfen.

Die Strecke ist teilweise ziemlich ruppig und mit einigen steinigen Schotterpassagen eigentlich besser für Mountainbikes geeignet. Doch unsere vollbepackten Gravelbikes schlagen sich erstaunlich gut. Kein einziger Platten! Außerdem bietet die Landschaft genug Motivation, die einsamen Bergstrecken weiter zu erkunden. Neben der etwas anspruchsvolleren Strecke ist es heute unglaublich heiß – mit 35 Grad im Nacken sind die Wasserflaschen schnell leer. Erleichtert erreichen wir im Hinterland die Mittelalterstadt Motovun, wo wir wieder zu Kräften kommen.

Ab Motovun verlassen wir bald die „Parenzana“ und fahren weiter auf asphaltierten Straßen mit einigen steileren Anstiegen bis nach Beram bei Pazin. Die Bar an der Straße mit gekühlten Getränken überzeugt uns schnell zum Bleiben. Ein paar Pivos und einer hausgemachten Trüffelpasta später geht es auf Schlafplatzsuche. Da wir diesmal nicht von Wildschweinen geweckt werden wollten, schlagen wir auf einem alten, umzäunten Sportplatz unser Lager für die Nacht auf.

Etappe 3

Heute geht das Zusammenpacken schon wesentlich schneller. Startpunkt ist um 7 Uhr, denn wir wollen den langen Anstieg bis vor der Mittagshitze hinter uns zu lassen. Auf dem Programm stehen hauptsächlich asphaltierte Haupt- und Nebenstraßen von Beram über das Kastell von Pazin ca. 35 Kilometer bis Plomin. Nach mehreren steileren Passagen in Plomin angekommen, gönnen wir uns eine Pizza frisch aus dem Holzofen. Von hier haben wir bereits einen tollen Ausblick auf die Küste Istriens und sehnen uns nach einer Abkühlung.

Zum Glück geht es nach dem Essen fast nur noch in langen Serpentinen bergab zum Hafen Brestova. Hier legt die Fähre nach Cres ab. Wir nutzen unser freies Zeitfenster bis zur nächsten Fähre, um ins Meer zu hüpfen. Nach einer halbstündigen Fahrt mit der Fähre erreichen wir dien Insel Cres.

Wir steuern direkt eine Bucht ums Eck bei Porozina an. Das Wasser ist türkis und glasklar, am Strand liegt genug Treibholz für ein Lagerfeuer. Da der Spot geradezu perfekt für ein Nachtlager ist, entscheiden wir uns, hier zu bleiben. Wir spielen Karten am Feuer, schaukeln in der Hängematte, entspannen die Beine und schlafen zufrieden ein.

Etappe 4

We eat hills for breakfast! Direkt nach dem Aufstehen geht es über einen längeren Anstieg weiter in Richtung Süden. Die Vegetation ändert sich je höher wir kommen von Wald zu kargen Stäuchern. Die Sonne enttäuscht uns auch heute nicht und lässt uns bei knapp 30 Grad schon morgens ordentlich schwitzen. Schon bald erreichen wir den Kamm, wo sich ein phänomenale Panoramablick über beide Seiten der Inseln eröffnet. Nach der Anstrengung genießen wir den Fahrtwind beim langen Part bergab zum Ort Cres. Hier gönnen wir uns eine Unterkunft zum Aufladen – für unsere Technik und auch für uns selbst.

Etappe 5

Heute steht ein Ausflug ins knapp 16 Kilometer entfernte Fischerdorf Valun auf dem Plan. Die Kilometeranzahl klingt entspannt, doch der Weg belehrt uns eines Besseren. Am Hafen von Cres vorbei, geht es direkt auf einen ausgewaschenen Feldweg, der mit tiefen Rinnen durchzogen ist. Durch Olivenplantagen hindurch erreichen wir einen Schotterweg, der immer entlang der Küste verläuft. Hier warten mehrere kurze aber knackige Geröll-Ansteige auf uns, die uns mit den beladenen Gravel-Bikes an unsere technischen Grenzen bringen. Viele Abschnitte sind doch eher für Mountainbikes geeignet und wir müssen öfter mal schieben.

Dadurch brauchen wir um einiges länger als erwartet und kommen prompt in die gnadenlose Mittagssonne, die uns mit 35 Grad begrüßt. Wie es der Zufall will, gibt es weit und breit keinen Schatten. Umso mehr freuen wir uns Valun zu erreichen, wo wir uns frisch gefangen Fisch gönnen und uns in einer schattigen Bucht ausruhen. Zurück nach Cres wählen wir die asphaltierte Straße und werden mit einem wunderschönen Sonnenuntergang beschenkt. Jetzt heißt es, den restlichen Weg zurück mit Stirnlampen fahren.

Etappe 6

Heute führt uns die Route zu Beginn über eine 8 Kilometer lange asphaltierte Hauptstraße zur Fähre nach Merag. Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg geht es die restlichen Kilometer mit dem Meer im Blick bergab zum Fährterminal, um auf die Insel Krk überzusetzen, die durch den Velebit-Kanal vom Festland getrennt ist. In Valbiska angekommen, geht es mit zwei kurzen Badestopps bei Pinezici und bei Malinska über Hauptstraßen weiter. Das stete Bergauf und ab geht gut in die Beine.

Auch heute ist es wieder extrem heiß und wir kommen aus dem Schwitzen gar nicht mehr raus. Wir radeln einen Gravel-Weg, der an der Küste entlang führt, bis wir die beeindruckende Krk-Brücke erreichen, die uns von der Insel zurück aufs Festland führt. Die Aussicht ist zwar wunderschön, allerdings können wir es nicht wirklich genießen, ziehen die Autos mit nur wenig Abstand und einem Affenzahn an uns vorbei. Wir fahren weiter bis Kraljevica, gönnen uns mal wieder eine Pizza und suchen uns einen Schlafplatz am Strand.

Etappe 7

Heute stehen über 100 Kilometern und 1.500 Höhenmetern auf dem Plan. Zunächst geht es über eine Hauptstraße bis Rijeka. Selbst aus dem Sattel beeindruckt uns diese spannende Stadt, die 2020 zur Kulturhauptstadt ernannt wurde. .Nun gelangen wir auf eine menschen- und fast autoleere Passstraße, die uns durchs wunderschöne Hinterland mit viel Wald führt, der uns glücklicherweise immer wieder Schatten spendet und den langen Anstieg erträglicher macht.

Nach knapp 1.000 Höhenmetern schieben wir eine kurze Pause ein, um uns zu stärken. Dann noch ein letztes Stück bergauf und wir erreichen den höchsten Punkt und kurz darauf ein Plateau. Es eröffnet sich ein traumhaftes Panorama. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Grenzübergang zu Slowenien inmitten der einsamen Berglandschaft. Kurze Passkontrolle und weiter geht’s. Starker Gegenwind und die extreme Hitze zerren an unseren Kräften, gut dass wir in Fabis Windschatten fahren können! In der Stadt Koper ankommen, gönnen wir uns für die letzte Nacht eine Unterkunft. Der Weg war lang und wir sehnen uns nach einer kalten Dusche.

Zeit für ein auf Wiedersehen

Am letzten Tag geht es ganz gediegen zu und wir radeln nur mehr 30 Kilometer zurück zu unserem Startpunkt Triest. Hier gibt es einen letzten guten Espresso, dann nehmen wir den nächsten Zug zurück nach Innsbruck. Dort angekommen, können wir unsere wasserfesten Ortlieb-Taschen endlich mal in Aktion testen. Denn kaum haben wir uns am Bahnhof verabschiedet, fängt es wie aus Kübeln an zu regnen. Der erste Tropfen seit acht Tagen. Zum Glück hat es jeder von uns jetzt nicht mehr weit nach Hause.

Dobar dan und Hvala an alle, die wir auf unserer Reise getroffen haben. Und natürlich an unsere Unterstützer Ortlieb, Agu, Alpina Sports und Giant Bikes

Folgt uns auf Instagram