Gibt es den perfekten Gravel-Schuh? Würde man einen Lachlan Morton oder einen Ultraromance danach fragen, ihre Wahl fiele, wohl ohne zu zögern, auf Birkenstocks oder Flip-Flops. Natürlich kann man das tun. Man kann auch auf eine Trägerhose verzichten. Oder ohne Pannenset eine Mehrtages-Tour in Kamchatka antreten. „Können“ tut man vieles. Die Frage ist nur, wie die ganze Sache am Ende ausgeht. Für alle, die weniger puristisch oder eisenhart unterwegs sind, gibt es auf dem Markt eine ganze Bandbreite an Radschuhen, die – je nach Einsatzzweck – mal mehr, mal weniger ihren Dienst erfüllen. Mit dem neuen Specialized Recon Adv haben die Entwickler aus Morgan Hill jetzt versucht, der Definition des perfekten Gravel-Allrounder-Schuhs nachzukommen.

Entwickelt für Gravel und MTB, soll der Specialized Recon Adv den ganzen Tag über Komfort bieten, aber dennoch nichts an Steifigkeit einbüßen. Kraftübertragung und Effizienz sind dennoch elementare Eigenschaften des neuen Schuhs. Hierfür sorgt im Kern eine durchgängige Carbon-Sohle.

Die sogenannte STRID-Technology mit flexiblem Zehenbereich verspricht für ein natürliches Laufgefühl. Wichtig, wenn man entweder das Bike schultern muss, weil man mal wieder eine völlig verblockte Tour durch die Untiefen dichter europäischer Gemüsebeete auf Komoot zusammengeklickt hat. Da die Gummiprofilflächen des Recon Adv größer geworden sind, hat man nicht nur auf Schotter und im unwegsamen Gelände bessere Griffigkeit, sondern muss auch nicht durch Cafés oder Supermärkte wie eine Ente watscheln.

Das Obermaterial ist zu Gunsten des Feuchtigkeitsmanagements laserperforiert. Zudem sind TPU-Formteile am Schuh angebracht, die den Träger vor Steinschlägen schützen. Die Kanten des Sohlenprofils sind fest, das sorgt für eine stabile Pedalierplattform und maximale Effizienz. Man kann also den schwachen Pedaldruck in Zukunft nicht mehr auf den Schuh schieben.

Der Specialized Recon Adv ist ein Schnürschuh, der all diejenigen ansprechen soll, die ihre Touren mit unwegsamen Trage- oder Schiebepassagen spicken, aber dennoch nicht auf eine gewisse Steifigkeit verzichten wollen.

FAZIT:

Natürlich sind 220 Euro für einen Schnürschuh eine latente Unverschämtheit. Wissen wir. Wir wissen aber auch, dass Specialized nicht gerade etwas für Schnäppchenjäger ist und die Qualität der Marke solide und gut ist. Abwägen, ob es auch ein günstigerer Schuh tut, muss daher jeder für sich selbst. Wir persönlichen fanden den Schuh sehr gelungen, vor allem was die Sohle und Sohlen-Verbindung betraf. Schnürschuhe sind jedoch aber auch eine Geschmacksache und wer bisher auf BOA-Verschlüsse gesetzt hat, könnte mit dem Kauf schnell unzufrieden sein. Auch sollte man unbedingt die Passform des Schuhs in Betracht ziehen. Zwar fallen die Specialized-Schuhe größenecht aus, über ein Anprobieren kommt man am Ende aber nicht drumrum. Unsere Empfehlung: probiert die Stiefletten an, wenn sie anständig sitzen und sich gut anfühlen, kauft die Dinger und stürzt euch ins nächste Hike-a-Bike Abenteuer (oder auf den Weg in den nächsten Supermarkt).