Mit dem COROS Dura bringt der amerikanische Sportuhren-Hersteller erstmals einen GPS-Computer auf den Markt, der eine geradezu legendäre Akku-Leistung besitzen soll, aber auch andere spannende Features verspricht. Wir haben uns das Gerät aus nächster Nähe angesehen – und ausgiebig getestet.

Text & Fotos: Max Marquardt

Hört und sieht man sich so um, dann gibt es für Radfahrer beim Thema Radcomputer nur zwei Marken: Garmin und Wahoo. Zwar versucht in letzter Zeit SRAM mit seinem Karoom Hammerhead 3 den schlechten Ruf dieses Geräts zu sanieren, aber die meisten Sportler setzen auf erstgenannte Platzhirsche. Dies könnte sich ab jetzt ändern. Coros sind im Rad-Bereich noch relativ unbekannt. Zwar konnten sie mit ihren Multisportuhren Coros Vertix und Coros Apex (wir haben berichtet) vor allem durch die Akku-Laufzeit von 30 oder mehr Tagen punkten, die Menüführung durch eine Drehkrone und das vergleichsweise dunkle Display ließ viele zögern. Jetzt haben sich die Amerikaner mit dem Coros Dura erstmals in den Radsport-Markt gewagt. Das Gerät soll in Sachen Akkulaufzeit neue Maßstäbe setzen: 120 Stunden im GPS-Empfangsmodus – eine Ansage. 

Gehäuse und Hardware

Schon beim Auspacken des neuen Coros merkt man, wohin die Reise gehen soll: Das Design des Coros wirkt edel, das 97 Gramm leichte Gerät fühlt sich gut in der Hand an und eine zugegeben stylische Lenkerhalterung ist ebenfalls dabei. Diese kann übrigens das Gerät ganz rennkonform mittels einer Schraube auf der Rückseite fixieren. Das IP-67 zertifizierte Gerät ist wasserfest, hat einen gebräuchlichen Quarter-Turn-Mount und ist dadurch auch mit allen Garmin-Mounts kompatibel. Das Dura wird über USB-C geladen; die Buchse hierfür befindet sich gut geschützt durch eine Gummiabdeckung am Gehäuseende.

Das Display des Coros Dura ist minimal größer als das des Elemnt Bolt V, der Bildschirm verfügt jedoch über eine ähnliche Touch-Funktion, mit der man sämtliche Funktionen steuern kann. Falls einem ein Touchdisplay nicht zusagt, kann dieses deaktiviert und rein über die Kronensteuerung und die rechts seitlich am Gerät befindliche Back-Taste navigiert werden. Auch eine Hybrid-Lösung ist hier möglich, also Touch nur für die Karte und ansonsten Navigation über die Drucktasten. Sehr smart gelöst! Dennoch kommt hier auch schon der erste kleine Kritikpunkt: Die Drehkrone arbeitet ein bisschen undefiniert, ähnlich wie bei der Uhr. Man hat aber relativ schnell (Achtung, dummes Wortspiel^^) den Dreh raus.

Das kleine Solarpanel am Kopfende des Coros Dura erinnert an die der Taschenrechner, die man früher mal in der Schule hatte. Durchaus ein 90ies-Vibe, der aber weder unästhetisch noch Sichtfeld-einschränkend ist. Denn das gesamte Gerät ist vom Produktdesign her durchdacht, schick und das Solar-Panel erweckt mehr neugierige Blicke als Stirnrunzeln.

Bei voller Sonneneinstrahlung soll das Panel laut Hersteller sogar mehr Energie aufnehmen, als das Gerät verbraucht. Eine Stunde Sonneneinstrahlung soll zwei Fahrtstunden im GPS-Modus ergeben. Das haben wir getestet – und es ist kein Marketing Versprechen. Die Akkulaufzeit (alle Systeme aktiv) beläuft sich auf 120 Stunden, sowie auf 70 Stunden in Dual-Frequenz und ohne Sonnenlicht. Der interne Gerätespeicher hat 32 GB, das Gerät verfügt jedoch nicht über einen Slot für eine externe SD-Karte. Dennoch ist das ohnehin schon mehr Speichervolumen als bei den Geräten der Marktbegleiter.

An Zubehöranschlüssen hat das Coros Dura eine Bluetooth und WLAN-Schnittstelle und ist für bis zu 12 gleichzeitige ANT+ Verbindungen konfiguriert.

Akkuleistung

Wir haben das Gerät sowohl zum Berufspendeln (200 Kilometer in einer Woche), als auch auf einem Radrennen getestet. Bei einer Strecke von 127 Kilometern und lediglich einer Stunde Sonnenschein, verlor der Autor dieser Zeilen bei einer Fahrtzeit von 5.33h gerade mal 8 Prozentpunkte der Akkuleistung. Nachdem das Rad für eine Stunde in der prallen Sonne im Zielbereich gestanden hatte, stand das Display wieder bei 95 Prozent. Beeindruckend, denn im Vergleich zu anderen Geräten, wären es bei einer solchen Distanz ein bei weitem höherer Akkuverlust. 

Display & Konnektivität

Es ist schnell erkennbar, woher das Coros Dura seine sagenhafte Akkulaufzeit herausholt. Denn die Helligkeit des Displays ist reduzierter als die von Wahoo oder Garmin. Dennoch ist das Display sehr gut ablesbar, im Dunkeln wie unter direkter Sonneneinstrahlung. 

Das Gerät ist per kostenfreier Coros-App recht schnell eingerichtet. Ohne die App kann man das Gerät allerdings nicht verwenden. Bei der Anmeldung der App werden Alter und Telefonnummer abgefragt. Wer diese Informationen nicht preisgeben möchte, für den scheidet das Gerät wohl aus. 

Die App selbst ist übersichtlich und wird durch regelmäßige Entwickler-Updates in Schuss gehalten. Die Datenfelder auf dem Gerät lassen sich ebenfalls über die App festlegen, äußerst nutzerfreundlich übrigens. Hier hat man die Möglichkeit, auch eine Split-Screen einzurichten, was ziemlich cool ist. 

Das Coros Dura fährt etwas schneller hoch als ein Garmin oder ein Wahoo-Radcomputer. Ginge es nach den Herstellern, soll man das Gerät aber am besten gar nicht ausschalten. Denn bereits nach 2 Minuten versetzt sich das Gerät in den „Sleep-Modus“. In diesem Modus lädt sich das Gerät übrigens ebenfalls unter Sonneneinstrahlung auf. Die Idee ist es, das Gerät permanent am Rad lassen zu können.

Beim GPS-Emfpang kann nicht viel berichtet werden, außer, dass dieser schneller als bei Garmin und ähnlich schnell wie bei Wahoo ist.

Hat man eine Tour zu Ende gefahren, lädt sich diese automatisch in Strava hoch. Hier hatten wir im Test allerdings ein paar Probleme. Obwohl das Gerät mit der App verbunden und Bluetooth eingeschaltet war, bekamen wir die Fehlermeldung, dass das Gerät nicht mit dem Smartphone verbunden sei, obwohl es das war. Kopplungsprobleme gibt es auch bei anderen Herstellern, man kennt das ja. Dennoch war es hier besonders nervig, da wir das Gerät erst in den Einstellungen entfernen und dann wieder den gesamten Kopplungsvorgang wiederholen mussten.

Erst nach einem Löschen des Geräts in der Coros-App und dem anschließenden Verbinden mittels QR-Code, wurden die absolvierten Touren hochgeladen. Wir wissen nicht, an was das genau liegt, aber scheinbar haben auch andere Nutzer dieses Problem. Mal funktioniert der Upload, mal nicht. Immerhin sind die Daten nicht verloren. Ein besonderer Clou für alle, die eine Coros Multisportuhr besitzen: Bereits während der Fahrt sendet das Coros Dura die Daten an die Uhr. Dadurch dauert der Upload in Strava oder in der Cloud bei Ankunft nur wenige Sekunden. Dies unterstreicht erneut die Idee, das Gerät bei Heimkehr einfach am Rad zu lassen und die Uhr erledigt den Rest.

Routenplanung und Kartendarstellung

Routen können per GPX-Dateien, vorhandenen Komoot- oder Strava-Profilen oder über die Coros App geplant werden. Ziemlich easy, ziemlich intuitiv. Sollte man von der geplanten Route abweichen, bietet das Gerät eine Neuberechnung an.

Die Kartendarstellung ist allerdings so eine Sache. Diese unterscheidet sich schon sehr stark von Wahoo, Garmin oder Hammerhead. Coros verzichtet (warum auch immer) auf Städte- und Straßennamen. Die Straßenarten sind leider auch nicht klar voneinander unterscheidbar und so weiß man nicht, ob sich hinter einer weißen Linie (Straße) nicht eine Schotterpiste verbirgt. Dadurch ist man zwingend auf die Hinzunahme eines Smartphones angewiesen, was die angepriesene Freiheit des Erkundens etwas schmälert. Vielleicht gibt es ja aber bald ein Firmware-Update, das diese Kinderkrankheit beseitigt.

Was uns gar nicht gefallen hat: Während der Fahrt hat man keine Möglichkeit, die Route anzupassen. Bei Garmin gibt es zum Beispiel das Feature, auf „kürzestem Weg nach Hause“ zu fahren. Und dies während das Gerät im Tour-Modus ist. Kommt öfter vor als man denkt, nämlich dann, wenn zum Beispiel die Frau / der Mann wegen eines Notfalls anruft, sich ein Hagelsturm anbahnt oder man sich in einen Hungerast gefahren hat. Ebenfalls ist es nicht möglich, eine geplante Tour in umgekehrter Richtung zu fahren. Gerade für Pendler ist das keine gute Lösung, da man für den Weg in die Arbeit theoretisch eine Hin- und eine Rückfahrt anlegen muss. Klar, man kennt den Weg ohnehin recht schnell auswendig, doch da das Gerät mit Google Maps Karten arbeitet, verpasst man dadurch wertvolle Hinweise auf plötzliche Straßensperrungen oder anderes. 

Die angesprochenen Kleinigkeiten schmälern aber nicht unseren sonst sehr positiven Eindruck des Coros Dura. Richtig super ist die Anpassung des Navi-Menüs über die Coros App. Ebenso sind über die App auch viele weitere Features wie ein multimodularer Split-Screen, das Einspeichern von Hinweisen für Flüssigkeits- und Essens-Aufnahme, ebenso wie das Festlegen von Alarmen bei verschiedenen Abweichungen, sei es von der Route oder von der empfohlenen Herzfrequenz oder Wattleistung, möglich.

FAZIT:

Der Coros Dura setzt die Messlatte der Radcomputer auf ein gänzlich neues Level! In Sachen Akku sogar eine neue Benchmark! Die Bedienung des Coros Dura über die Drehkrone während der Fahrt ist eine tolle Innovation. Schnell und einfach lassen sich die Display- und Daten-Ansichten wechseln – das ist richtig gut gelöst und besser als bei zum Beispiel Garmin, wo die Navi-Knöpfe sich seitlich des Geräts befinden. Die Akkulaufzeit des Coros Dura ist in der Tat sagenhaft. Ein Radcomputer, bei dem man sich niemals Sorgen um den Akku machen muss. Vorbei die Zeiten, in denen man beim Bikepacking eine fette Powerbank und ein zusätzliches Kabel mitschleppen musste, um dann abends wenigstens ein paar Prozent Strom in das Gerät zu schleusen. Und, keine Sorge mehr haben muss, ob die Daten nicht verloren gehen, weil man das Navi leergefahren hat. Radfahren von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, herrlich! Der Preis von 289 Euro (UVP) ist ebenfalls eine Kampfansage. Von unserer Seite aus eine klare Kaufempfehlung!