Hammerhead und Suunto machen neuerdings gemeinsame Sache. Durch die Kooperation versprechen die beiden Unternehmen ihren Kunden eine „nahtlose Lösung“ für die Leistungsverfolgung, Trainingsaufwand und Routenführung und weitere Leistungsvorteile. Auch die Akku-Leistung beider Geräte soll erheblich verbessert worden sein. Da all dies geradezu nach einem Erfahrungsbericht schrie, haben wir das wohl derzeit edelste aber auch teuerste Navigationsgerät Hammerhead Karoo 2 sowie der Suunto 5 Peak einem Feldtest unterzogen.
Mit Fahrradnavis ist das ja immer so eine Sache. Die einen schwören auf Wahoo, für andere hingegen gibt es nur Garmin. Manche lassen den kleinen Kasten ganz weg, weil die Daten einen nur unnötig „unter Druck setzen“ und dann gibt es natürlich auch noch diejenigen, die großen Wert auf ein edles Design und eine stylische Benutzeroberfläche legen. Nun, um es schon mal vorweg zu nehmen: Beim Thema Design und Verarbeitung steht das Hammerhead Karoo 2 definitiv über allen.
Display und Gehäuse
Die Daten- und Kartendarstellung sind beim Karoo 2 ein absoluter Augenschmaus, mit einem Farb- und Detailgrad, der einem Iphone nahekommt. Das großzügige 3,2“ Touch-Display ist zudem sehr reaktionsschnell und extrem flüssig. Auch die Bildschirmhelligkeit ist ausgezeichnet und kann schnell an die Umgebungsbedingungen angepasst werden. Im Test fuhren wir das Gerät bei 20-50 Prozent und hatten nur selten das Gefühl, das Display heller stellen zu müssen. Zusätzlich kann man auch zwischen einem schwarzen oder einem weißen Hintergrund für die Datenfelder wählen – ganz ähnlich wie bei Garmin. Wer keinen Bock auf Touchscreen hat, kann dieses auch einfach im Menü deaktivieren und sich mit den seitlichen Tasten vergnügen.
Das Gehäuse ist formschön und phantastisch verarbeitet. Muss es auch sein, für den erheblichen Preis von knapp 400 Flocken. Die Maße liegen zwischen einem Garmin Edge 1030 Plus und einem Garmin Edge 830. Größe und Verarbeitung machen das Gerät dadurch nicht gerade zu einem Leichtgewicht. Mit stolzen 139 Gramm ist es zwar hübscher, aber erheblich schwerer als ein Garmin Edge 530 mit 81 Gramm.
Um den USB-C Anschluss vor Staub und Feuchtigkeit zu schützen, verfügt das Gerät über eine kleine Gummiabdeckung, die wir allerdings schon beim dritten Test verloren haben. Hier wäre eine smartere Lösung durchaus sinnvoller gewesen. Bei vielen Geräten ist die Gummiabdichtung entweder fest im Gehäuse verbaut (Wahoo) oder zumindest mit einem Plastik/Gummi-Kabel abgesichert (Garmin).
Konnektivität, Routenführung, Uploading
Beim Thema Konnektivität halten sowohl Suunto als auch Hammerhead ihr Werbeversprechen: Schneller haben wir das Finden von Satelliten bisher nur mit der Coros Apex 2 Outdoor-Uhr erlebt. Auch das Karoo 2 stellt in nur wenigen Sekunden eine GPS-Verbindung her. Auch das Verbinden mit WLAN und dem Mobiltelefon funktionieren ohne Probleme und in einer ungewohnt smoothen Manier (man ist ja inzwischen auf diesem Sektor schon ziemlich geläutert). Ein tolles Feature: Durch das sehr sensible Keyboard des Touch-Displays ist es in Sekundenschnelle möglich, der absolvierten Ausfahrt einen Namen zuzuweisen. Wir empfanden das durchaus nützlich, um einen besseren Überblick über die verschiedenen Trainingseinheiten zu haben.
Solange man online ist und an einem Computer sitzt, leistet die Karoo 2 hervorragende Arbeit beim Laden von Routen, die man bereits erstellt hat oder die andere User mit einem geteilt haben. Sobald man sich bei Hammerhead anmeldet, erhält man vollumfänglichen Zugriff auf ein eigenes „Dashboard“, auf das man von einem Laptop oder Smartphone zugreifen kann. Beim Mac gibt es auch eine Chrome-App (Progressive Web App genannt), auf der man schnell über das eigene Launchpad zugreifen kann.
Abseits des heimischen Computers kann man entweder eine SIM-Karte in das Karoo 2 laden und ein Datenpaket erwerben, oder man kann, so wie wir es gemacht haben, einen Hotspot auf dem Smartphone erstellen, um eine Verbindung mit dem Gerät herzustellen, dann zum Browser gehen und von dort aus die Routen zu synchronisieren. Zugegeben ein bisschen seltsamer Work-Around, hat aber in der Praxis ganz gut funktioniert. Kritikpunkt: Ist man einmal komplett offline, ist es schier unmöglich, die am Telefon erstellten Routen per Bluetooth an das Gerät zu übertragen. Da es momentan gefühlt wöchentliche Updates für das Gerät gibt, wird sich dieser „Bug“ aber mit Sicherheit bald zu einem Feature wandeln. Zumindest hoffen wir es.
Im Zusammenspiel mit der Suunto Peak 5 glänzt das Karoo 2 allerdings wieder auf ganzer Ebene. Jede neue, mit dem Karoo 2 aufgezeichete Tour landet automatisch in der Suunto App. Das gleiche gilt auch in die andere Richtung: Alle nach dem Verbinden von Hammerhead und Suunto in der Suunto App neu erstellten Routen landen im Hammerhead-Dashboard bzw. auf dem Karoo 2. Die Heatmaps erinnern stark an die Garmin-Software, sind aber tatsächlich um einiges übersichtlicher und intuitiver.
Der Akku
Wir hatten bereits vor dem Test unsere Bedenken, einige – aber nicht alle, wurden bestätigt. Hammerhead haben einiges an Arbeit in die Akkuleistung ihrer Geräte gesteckt. Das merkt man daran, dass das Leistungsniveau massiv verbessert wurde. Nutzer, die bereits Erfahrungen mit Hammerhead-Geräten haben, werden mit dem Karoo 2 keine oder nur wenige Probleme haben. Neulinge haben es da mit Sicherheit etwas schwerer. Fakt ist, dass das Gerät nur bedingt für Touren mit über 10 Stunden geeignet ist. Laut Herstellerangaben soll die Akkulaufzeit des Karoo 2 mehr als 14 Stunden betragen. Im Praxistest fuhren wir 7 Stunden (bei voller Auslastung, also auch komplett hellem Display), danach ging das Gerät in die Knie. Man konnte tatsächlich dabei zusehen, wie die Prozentzahl des Akkus nach unten ging. Hier ist es wichtig zu wissen, welche Kernfunktionen des Geräts prozessor- bzw. Akku-hungriger sind. Ein großer Energieverbraucher ist auf jeden Fall das große Display und auch die Touchfunktion verbraucht jede Menge Saft. Es bedarf hier ein bisschen Fummelei und Erfahrungswerte, bis man das Gerät so angepasst hat, dass es individuell auf die eigenen Ansprüche passt und dabei so wenig Energie wie möglich verbraucht. JA, es ist möglich das Karoo 2 über 10 Stunden in Betrieb zu halten, die Frage ist nur, ob es Sinn macht, einen Fahrrad-Computer zu benutzen, dessen Display 2/3 der Zeit deaktiviert ist um Batterie zu sparen.
Gänzlich anders verhielt es sich mit der Suunto Peak 5. Nachdem die Finnen in den letzten Jahren beim Thema Akku nicht gerade geglänzt haben (viele Modelle hielten weniger als einen Tag stand), ist der Energieverbrauch bei der Peak 5 sehr gering – und das selbst bei hoher Auslastung. Mehrere Tage sind hier locker möglich und man muss sich auch nicht Sorgen machen, dass die Uhr plötzlich ihren Geist aufgibt (so wie bei der Suunto 9 Baro, die für uns die Enttäuschung schlechthin war). Mit der Peak 5 hat man es mit einer zuverlässigen, leichten und zudem stylischen Sportuhr zu tun, die auch im Alltag gut aussieht. Mehr hierzu im Fazit weiter unten.
CLEAT-Fazit:
Hammerhead Karoo 2:
Kaum ein Radcomputer wird momentan in der Szene derart heiß diskutiert, wie der Karoo 2. Um allen Zweifler und Miesepetern ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen, möchten wir hiermit folgendes feststellen: Das Hammerhead Karoo 2 richtet sich in erster Linie an all jene, die halbtages- oder maximal Tagesausfahrten planen und für die ein schönes Design ebenso wichtig sind, wie der Genuss auf dem Rad. Ultra-Endurance-Fahrer oder Brevet-Zorros könnten mit dem Karoo 2 an ihre Grenzen stoßen, da die Akku-Leistung schlichtweg nicht ausreichen wird. Selbst wenn man alle Funktionen auf ein Minimum herunterregelt, wird der Akku nach circa 10 Stunden leer sein.
Der Touchscreen des Karoo 2 ist unbestreitbar fantastisch, Routen lassen sich leicht synchronisieren und verfolgen, POIs sind während der Fahrt sichtbar, man kann bei Regen auf physische Tasten zurückgreifen. All dies sind absolute Pluspunkte. Ein großer Nachteil ist die oben beschriebene Offline-Problematik. Dadurch nimmt das Gerät dem Nutzer eine gewisse Spontanität, die jedoch bei Bikepacking-Trips und Radreisen fast schon zum Tagesgeschäft gehört. Und obwohl es technisch nicht erforderlich ist, um zu funktionieren, fänden wir es geil, wenn es in Zukunft eine begleitende App gäbe, um sowohl den Prozess der Anpassung dieses funktionsreichen Geräts zu rationalisieren, als auch den Prozess der Synchronisierung von Routen zum iPhone zu verbessern. Mit der jüngsten Übernahme von Hammerhead durch SRAM werden wir vielleicht irgendwann eine voll funktionsfähige Begleit-App sehen. Es wäre sicherlich ein Game-Changer, insbesondere wenn es die Möglichkeit eröffnen würde, Routen zu synchronisieren, wenn Daten oder WLAN nicht verfügbar sind.
Suunto Peak 5:
Mit 299 Euro (UVP) liegt die Peak 5 im unteren Feld der Sport- und Outdooruhren. Somit kann man die Uhr nicht mit einer Tactix Delta oder einer Marq vergleichen. Muss man aber auch gar nicht. Denn die Peak 5 hat alle Features, die man als Freizeitsportler und sogar auch darüber hinaus benötigt. Natürlich sind Features wie HALO/HAHO oder taktische Wegpunktprojektion sowie Self-Destruct-Feature ganz nett, aber mal Hand aufs Herz: Die wenigsten von uns werden diese Funktionen jemals verwenden. Die Peak 5 ist klein, leicht, bis zu 30 Meter wasserdicht, und kann im GPS Tour-Modus bis zu 100 Stunden durchhalten. Endlich haben Suunto die Fehler der Vergangenheit überwunden und sich wieder der Akku-Laufleistung angenommen. Denn für Sportler gibt es kaum etwas Schlimmeres, wenn während dem Training das Tracking-Gerät den Geist aufgibt.
Die Bedienung mit den leichtgängigen Tasten bedarf etwas Gewöhnung. Die Sport- und Gesundheitsfunktionen sind umfangreich und lassen sich individuell anpassen. Vor allem deckt die Peak 5 aufgrund der zahlreichen als auch selbst erstellbaren Sportprofile praktisch alle Aktivitätswünsche ab. Am Handgelenk macht sie sich durch das geringe Gewicht kaum bemerkbar, so dass sie 24/7 getragen werden kann. Der HR-Sensor ist sehr genau und das äußere Erscheinungsbild der Uhr alltags- und arbeitstauglich. Im Zusammenspiel mit dem Hammerhead Karoo 2 ein sehr gutes Team und eine wahre Freude in Sachen Bedienbarkeit, Upload und Heatmap-Verwaltung.