Dass sich Bikepacking und Skateboarding relativ gut miteinander kombinieren lässt, haben die Jungs von den Bavarian Dudes bereits bei ihrem letztjährigem Kurzabenteuer unter Beweis gestellt. Im Sommer 2021 haben sie es nochmal wissen wollen und sich an einer ersten „richtigen“ Bikepacking-Tour versucht. Mit Gravelbikes, Skateboards und jeder Menge Dosenbier in den Taschen machten sich die fünf Freunde in München auf, um innerhalb einer Woche Zürich zu erreichen. Dazwischen sollten immer wieder Skateparks angesteuert werden, damit auch das Rollbrettfahren nicht zu kurz kommt. Ein Reisebericht.

Text: Julius Zulbeck / Bavarian Dudes / Fotos: Jonas Meier

„Bevor ich überhaupt ein Wort über unseren Trip verliere, muss ich noch folgendes loswerden: Für uns alle war diese Reise die erste echte Bikepacking-Tour. Alles davor war eigentlich nur genüssliches Rumgeiere durchs Gemüsebeet. Was uns ohne Ende geholfen hat und uns vor einem Totalversagen bewahrt hat, waren die vielen Youtube-Tutorials, durch die wir gelernt haben, wie man richtig packt und was man alles braucht.

Der erste Tag unserer Reise ging schon gut los: Maxi hatte bereits auf dem Weg zu unserem Treffpunkt, dem Boneless Skateshop in München, einen Platten. Nachdem er seinen Reifen geflickt hatte und sich der Rest am Skateshop eingefunden hatte, konnten wir los. Unser Ziel sollte Zürich sein. Dort, so der Plan, wollten wir die Schweizer Skateparks unsicher machen und überteuerte Biere trinken.

Wir, das sind Maxi Leitner, Marinus Leitner, Jonas Meier (unser Fotograf), Simon Hartl und meine Wenigkeit. Bei arschgeilem Wetter ging es erstmal an der Isar entlang gen Süden. Eine perfekte Gravelrunde und auch die Natur bietet dort einiges.

Nach 40 Kilometern erreichten wir unser erstes Etappenziel: Die Minirampe in Egling. Maxi und Marinus packten gleich die Skateboards von den Rädern, Jonas den Fotoapparat und ich den Camcorder und die erste Skatesession konnte abgehen.

Nach einer guten Stunde Skaten in der prallenden Sonne und einer kleinen Pause fuhren weiter in Richtung Wolfratshausen. Kaum hatten wir die ehemalige Kreisstadt hinter uns gelassen, sahen wir heftige Gewitterwolken am Horizont auf uns zukommen. Wir gaben Vollgas, großes Blatt, wie man so schön sagt, um so schnell wie möglich einen trocknen Platz zu organisieren. Das Unwetter kam immer näher. Aber kurz bevor es anfing zu Schütten bot uns ein Bauer kurz vor Penzberg einen Unterschlupf in seinem Stadel an. Kaum hatten wir unsere Hängematten zwischen die Ladewagen und Traktoren gespannt, ging es auch schon los. Es regnete in Strömen.

Der nächste Tag begrüßte uns glücklicherweise mit besserem Wetter. Nach einem kurzen Frühstück und mit ordentlich Kaffee gestärkt, sattelten wir auf für die nächste Etappe.

Heute war das Ziel, der Forggensee bei Füssen. Mit 1400hm und 90 Kilometern sollte dies eine der größeren Herausforderungen auf unserem Trip sein. Doch zu Schnappatmung und Wadenschmerzen kam es erst gar nicht, weil die unglaublich schöne Landschaft der Ammergauer Alpen uns perfekt ablenkte. Wir kamen wirklich kaum mehr aus dem Staunen heraus.

Mit zwei kleinen Pausen und einem weiteren Platten, erreichten wir schließlich unser zweites Ziel. Leider musste uns dort Jonas wegen seiner Arbeit verlassen und mit dem Zug heimfahren. Also waren wir nur noch zu viert am See. Nachdem wir uns einen Schlafplatz gesucht hatten, genossen wir den Sonnenuntergang am See bei ein paar Bieren. Besser geht´s nicht!

Vom sanften Plätschern des Seeufers geweckt, setzten wir am nächsten Tag unsere Tour fort, vorbei am Schloss Neuschwanstein zum Skatepark nach Füssen.

Dort angekommen, waren wir ziemlich aus dem Häuschen was den Skatepark betrifft. Ein massiver Streetpark, ein Pumptrack jeder Könnerstufe, eine Minirampe und eine Bowl ließen unsere Herzen höherschlagen. Leider erwischten wir wieder die pralle Mittagssonne und auch die Beine waren ein wenig schwer von den Strapazen des Vortags. Die Session fiel somit also etwas kürzer aus als sonst.

Nach einer kleinen Pause ging es schon wieder in den Sattel. Von Füssen aus fuhren wir westwärts über den Weißensee nach Nesselwang, wo wir mal wieder einen Platten flicken mussten. Nach der Zwangspause fuhren wir unzählige Höhenmeter nach Unter-/Oberjoch. Völlig paniert und verschwitzt am letzten Anstieg angekommen, belohnte uns eine gefühlt ewig lange Abfahrt nach Immenstadt. Nach 900 Höhenmetern auf 80 Kilometern erreichten wir zur Dämmerung endlich unser Ziel, den großen Alpsee. Unsere Hängematten spannten wir wieder direkt am See auf. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an den Fischereiverband für das Gelände. Leider wurde die Nacht sehr ungemütlich. Es schüttete wieder aus allen Eimern, was sich leider auch am nächsten Tag nicht änderte. Auch die Wettervorhersage sah nicht besser aus: Die komplette restliche Woche 100 Prozent Regen angesagt. Für das Radfahren wäre dies noch halbwegs gegangen, aber das Skaten machten diese Wetterkapriolen unmöglich.

Man muss wissen, wann es vorbei ist, und deshalb entschlossen wir uns dazu, unsere Reise hier vorzeitig abzubrechen. Sich im strömenden Regen nach Zürich quälen erschien uns nicht sonderlich erstrebenswert. Wir packten unser Zeug, und fuhren zum nächsten Bahnhof. Im Zug ließen wir die letzten Tage nochmal vergnüglich Revue passieren. Für uns war es die erste richtige Bikepacking-Erfahrung und wir sind nun definitiv auf den Geschmack gekommen. Schee war´s!“