Da das Wetter in Deutschland derzeit mehr dem Herbst als dem Sommer gleicht, entschied sich Cleat-Chefredakteur Max Marquardt zu einem spontanen Trip nach Italien. Im Sunlight Cliff ging es mit Sack, Pack, Bike und Hund nach Venetien um dort nicht nur auf dem Rad durch das Gemüsebeet zu tackern, sondern auch dem Hashtag #vanlife alle Ehre zu machen. Also: Avanti Ragazzi!
Regen, Regen, Regen und Höchsttemperaturen von 20 Grad. Der deutsche Sommer hat alles, nur nichts vom Sommer. Deshalb entschieden wir uns für einen spontanen Trip in wärmere Gefilde. Und als stolzer Neubesitzer eines Sunlight Cliff (auf der Basis eine Fiat Ducato 2,2l Multijet TDI) mit Vollausstattung geht das auch ziemlich leicht von der Hand. Rad, Hund und reichlich Proviant eingepackt und schon ging die Reise los in Richtung Süden, genauer Norditalien. Ziel unseres kurzen Roadtrips mit dem Campervan sollte das kleine Örtchen Arsíe am Lago de Corlo sein. Ein wahres Kleinod, eingebettet in die pittoreske Berglandschaft der Gemeinde Belluno und idealer Ausgangspunkt für ein paar verdammt schöne Querfeldein-Touren.
Das Gefährt
Wer bisher nur Camping-Erfahrungen mit dem Zelt oder, ganz in Bikepacker-Manier, mit dem Tarp gemacht hat, für der lernt in in einem modernen Campervan eine völlig neue Dimension kennen. Kein verschwitztes Aufwachen, keine Ameisen im Ohr, keine Reißverschlüsse in denen man sich die Haare (oder andere Dinge) einzwickt. Ein Campervan ist im Endeffekt wie in rollendes Hotel. Aufgrund der aber noch relativ kompakten Größe und des geringen Wendekreises, ist der Sunlight Cliff noch nicht so überdimensioniert wie diese gigantischen Motorhomes oder die niederländische Variante: Auto und Wohnwagen.
Ausgestattet ist der Cliff in der Adventure-Edition mit allerlei Raffinessen, die einem das Leben als Luxus-Camper erleichtern. Klar, ein VW T4 hat auch was, aber wer auf Komfort steht und nicht permanent alles umbauen will, nur um mal bequem sitzen (oder schlafen) zu können, hat in einem Fahrzeug von dieser Größe seine wahre Freude. Ein großer Tisch und Sitzplätze für vier Personen, eine praktische und aufgeräumte Küche mit Spülbecken, Gasherd, jeder Menge Stauraum und einem 84L Kühlschrank lassen bequemes Kochen und Schlemmen ohne großes Umräumen zu.
Das Doppelbett befindet sich im hinteren Fahrzeugteil und ist breit genug, dass hier auch drei Personen bequem schlafen können. Unter dem Bett ist so viel Stauraum, sodass man darin auch 2-3 Fahrräder gut verstauen kann. Weil vor unserer Abfahrt leider der Heckträger kaputtging mussten wir umdisponieren und waren dankbar für die leichte Verstaumöglichkeit der ja doch ziemlich sperrigen Räder.
Für völlige Autarkie, auch ohne Campingplatz, verfügt der Sunlight Cliff über eine Badkabine mit Toilette und Dusche. Mit dem digitalen Bedienpanel kann der jeweilige Wassertank- und Akkustand jederzeit überprüft werden.
Cross is Boss
Italien, insbesondere der Norden, ist zweifelsohne eine Rennrad-Destination. Traumhafte Pässe, feiner Asphalt und jede Menge Dolce Vita locken jährlich Hunderttausende Radsporttouristen in die Region. Doch auch mit breiteren Reifen kann man dort jede Menge Spaß haben. Allerdings muss man sich die Routen vorher erstmal mühsam auf Komoot zusammenklicken. Denn wer denkt, er könne Mountainbike-Routen auch locker mit dem Gravelbike fahren, sollte im Vorfeld besser genau die jeweilige Streckenführung und Steigung analysieren. Meistens sind die in Komoot deklarierten MTB-Touren nur mit einem Enduro fahrbar. Und das ist jetzt keine journalistische Übertreibung.
Tour 1: Rund und um Arsié
Eigentlich als MTB-Route ausgewiesen, eignet sich diese Tour hervorragend für einen harten Tag auf dem Gravelbike. Die Singletrail-Abschnitte sind verdammt steil, man muss ab und zu sogar das Bike schultern. Jeder Cross-Fahrer wird es lieben. Trotzdem ist diese Runde ein absolutes Erlebnis und eine Empfehlung für alle, die es gerne etwas sportlicher wollen.
Da der Start und das Ziel unweit des Campingplatzes in Arsié liegen, kann man auch jederzeit die Tour abbrechen (falls es zu schwer wird) und heimkehren.
Tour 2: Auf den Spuren der Vergangenheit
Unübertroffenes Highlight dieser Region und eine Reise in die Vergangenheit: Auf alten Militärstraßen führt diese moderate Graveltour vom Campingplatz in Arsié in Richtung Cornale. Sehr beeindruckend ist dabei die Fahrt entlang der Strada Icino:
Nachdem man den Fluss überquert hat, geht es erstmal einige Kilometer geradeaus, stets vorbei an den vielen Denkmälern und Soldatenfriedhöfen aus dem Ersten Weltkrieg. Kurz darauf passiert man einen Teil des Grappa-Massivs und fährt auf einem asphaltierten und veritablen Pass in Richtung „Scale di Primolano“. Das Massiv war vor allem in den Jahren 1917 bis 1918 im sogenannten Isonzokrieg Schauplatz blutiger Gefechte zwischen Deutschen, Österreichern, Ungarn und Italienern. Hier wurde das italienische Heer bis zu ihrem äußersten und letzten Bollwerk das der Piave, und eben das Grappamassiv bildete, zurückgedrängt. Ein ganzes Jahr lang war diese Region stiller Zeuge des Leidens und Sterbens der Infanteristen beider Seiten. Die bis heute gut erhaltene Feste, direkt an der Passstraße dient als sehenswertes Mahnmal an eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte und ist in jedem Fall einen Abstecher wert.
Und Abfahrt
Für den letzten Tag im Cliff haben wir uns eine ganz besondere Tour vorgenommen. Von unserem Ausgangspunkt in Arsié geht es in Richtung Passo Rolle. Dieser ist eigentlich ein Rennrad-Geheimtipp. Neuerdings kann man den Rolle aber auch mit dem Mountainbike oder Gravelbike bezwingen. Hier haben die Italiener wirklich ganze Arbeit geleistet und eine phantastische Route, bestehend aus Asphalt- und Schotterpassagen, direkt gegenüber der regulären Passstraße in den Felsen gehämmert. Das Teil ist bockhart, macht aber echt Spaß. Nur Verfahren sollte man sich auf keinen Fall.
Oben am Pass gibt es zudem viele weitere Abzweigungen und kleine Gravel-Routen, die in einem phänomenalen Bergpanorama gefahren werden wollen. Da die Tour mit dem Gravelbike von Arsié aus einfach zu lang wäre (soll ja auch Spaß machen, man ist schließlich im Urlaub) fuhren wir mit dem Cliff ein Stück weit bis Mezzano. So entgeht man auch den vielen Tunnels, die selbst mit Rücklicht ziemlich gruselig zu fahren sind. Für die Runde sollte man aber definitiv nicht ganz unbedarft auf dem Rad sein. Das Ding ist schwer und man braucht in jedem Fall einiges an Ausdauer. Unvergessen der anschließende Espresso im Bus und die Nacht direkt am Pass. Genialer kann man einen anspruchsvollen Tag auf dem Rad eigentlich nicht ausklingen lassen.
Unser Fazit:
Der Sunlight Cliff Adventure Edition ist ein genialer Campervan für längere Ausflüge und Abenteuer, bei denen man einen gewissen Komfort nicht missen möchte. Nicht jeder hat Bock auf Schlafen unterm Tarp, Nudelsuppe und fünf Tagen ohne Dusche. Besonders beeindruckt waren wir vom Platz, der durchdachten Ausstattung, dem Komfort und vom Fahrverhalten des Campers. Auch für Camping-Neulinge ist das Fahrzeug aufgrund letzteren Punktes zu empfehlen. Der Cliff eignet sich für maximal vier Personen, für den maximalen Komfort sollte man aber höchstens zu dritt unterwegs sein. Andernfalls wird es schon ziemlich eng im Auto. Wer ganz autark damit unterwegs sein will und sich nicht auf Campingplätzen umhertreiben möchte, sollte sich über die jeweiligen Landesbestimmungen im Vorfeld informieren und sich auf Park4Night entsprechende Plätze heraussuchen. Schön und humoristisch zusammengefasst, gibt es von Sunlight inzwischen auch eine „Vanlife-Knigge“, die man sich unbedingt mal durchlesen sollte. Das richtet sich im Übrigen auch an erfahrene Camper. Vieles wird doch auch oft wieder vergessen. Wer den Sunlight Cliff erstmal Probefahren möchte, kann diesen über verschiedene McRent-Filialen in Deutschland tun. Es lohnt sich in jedem Fall.