Die Franzosen von „PCR Gravier“ filmen und fotografieren auf ihren Bikepacking-Trips mit 16mm und 35mm. Dass das Equipment dabei nicht nur sperrig, sondern auch verdammt schwer ist, scheint sie nicht zu interessieren. Was für sie am Ende zählt, ist das Erlebnis – und die analoge Erinnerung an ihre Reise.

Fotos & Film: Renaud Skyronka

Das „PCR Gravier“-Kollektiv besteht aus neun Fahrern aus Paris, die sich voll und ganz dem Bikepacken verschrieben haben. Doch nicht nur in heimischen Gefilden wird gefahren; in den letzten fünf Jahren zog es die Freunde auf Abenteuer nach Spanien, Italien, Belgien und Slowenien. Weil sich fast alle Fahrer in ihrer Freizeit und beruflich mit Fotografie und Film auseinandersetzen, ist das Kollektiv in Frankreich dafür bekannt, auf ihren Reisen mehr Fotos zu machen, als in die Pedale zu treten. Für den Filmemacher Renaud Skyronka hat dies aber einen netten Nebeneffekt der Entschleunigung: „Das Filmen auf unseren Unternehmungen hat etwas durchaus etwas therapeutisches“, so Renaud. „Die Fotos, die wir mit unseren Handys machen, vergessen wir meist sehr schnell. Sie verschwinden in den Galerien unserer Smartphones. Analogfotos haben einen ganz anderen Wert. Für uns Großstädter sind diese Reisen so besonders, so wichtig, dass wir greifbare Spuren von ihnen als Erinnerung haben möchten.“

Für Renaud sind die analogen Fotos und Filme auch deshalb so wichtig, weil er dadurch „die Reisen ein zweites Mal“ erlebt. Auch, wenn die Postproduktion um einiges aufwändiger ist, als bei den Bildern von herkömmlichen Digitalkameras. Sämtliches Material muss aufwändig im Labor entwickelt, gesichtet und gescannt werden. Darauf folgt der Digitalisierungsprozess. Dass das Equipment schwerer und unhandlicher ist als modernes, spielt für ihn keine Rolle. „Es ist eine Form des Minimalismus, die Qualität vor Quantität setzt. Du kümmerst dich nicht mehr um das Gewicht deines Bikes oder deiner Ausrüstung, wenn deine Mittelformat-Kamera schon 1,5 Kilo wiegt“, so Renaud, dessen vollbepacktes Rad knappe 25 Kilo auf die Waage bringt. „Heute versucht jeder krampfhaft, die Messlatte in Bezug auf Geschwindigkeit und Gewichtsreduktion so hoch wie möglich zu setzen. Es ist schade, dass die Leistung für viele inzwischen wichtiger ist, als das Erlebnis selbst.“

Während ihres Trips von Turin nach Nizza, 2016, filmte Renaud mit einer 8mm Kamera. Als er das Material im Labor sichtete, war er vom Output enttäuscht. „Die Kamera hielt den vielen Erschütterungen während der Reise einfach nicht stand, weshalb die Resultate total unbefriedigend waren.“ Mit der 16mm Kamera fand er einen idealen Begleiter für zukünftige Vorhaben. „16mm ist ein fast schon mythisches Format, das auch heute noch oft verwendet wird. Es ist einfach zu entwickeln, die Auflösung kommt schon fast an HD-Qualität, natürlich abzüglich dem Bildrauschen.“ Als Kamera verwendet er eine russische Krasnogork-3, die manuell aufgezogen werden kann. „Das Ding ist quasi unzerstörbar“, sagt Renaud.

Weil das Filmmaterial teuer ist, muss allerdings jede Einstellung sitzen. „Mit 30 Metern Film bekommt man 12 Minuten Bildmaterial. Trotzdem muss man sich das gut einteilen. Denn sowohl die Filmrollen als auch die Entwicklung kosten ein Vermögen.“

Doch jede Reise ist anders ist und die Erwartungen daran variieren. Deshalb ist für Renaud der Aspekt des Filmens genauso wichtig, wie die Zeit, die er auf dem Rad verbringt. Besonders ein Zitat des französischen Künstlers Robert Filiou fasst dies für ihn perfekt zusammen: „Kunst ist, was das Leben interessanter macht als Kunst“

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