Im September 2019 hat ein Team talentierter irischer Kletterer (Chloe Condron, Kevin Kilroy, Michele O´Loughlin und Conor McGovern) die kleine Insel Owey, nordwestlich von Irland bereist, um die dortigen Klippen nach potentiellen Trad-Routen zu erkunden. In ihrem Film „A Feather in the West“ zeigen sie atemberaubende Filmaufnahmen von einem Flecken Erde, der wohl vielen noch bisher völlig unbekannt war. Ein Ort, der zugleich „wundersam, betörend und von einzigartiger Schönheit“ ist. Doch wer dort klettern will, muss es sich erst hart verdienen.

Film: Coldhouse Media Fotos: Matt Pycroft/Coldhouse

Owey Island ist ein wahres Kletterparadies. Es gibt so viele Möglichkeiten, neue Routen zu entdecken und Erstbegehungen zu projektieren, dass dafür „12 Leben nicht ausreichen“. So beschreibt es der Reisebuch-Autor Iain Miller, der die Insel wohl besser als jeder andere kennt.

Doch wer den feinen Owey-Granit unter den Händen spüren will, muss einige Entbehrungen eingehen. Klettern auf Owey bedeutet mehr als nur ein Wochenendtrip. Es gibt keinen Campingplatz, keine Hotels oder AirBnB´s und lediglich eine Art Pension, die über fünf Feldbetten und ein Plumpsklo in der Pampa verfügt. Strom oder fließend Wasser sind Fehlanzeige. Erschwerend kommt hinzu, dass man für die Insel eine Art temporäre Aufenthaltsgenehmigung benötigt und nur per Boot dorthin gelangt.

Bis 1971 lebten auf Owey noch 51 Menschen. Es gab sogar eine kleine Schule und ein Post auf der Insel. Heute ist die Insel verlassen.
Der höchste Punkt der 1,2 Quadratkilometer kleinen Insel liegt 102 Meter über dem Meeresspiegel.
Die Insel ist den Stürmen und Gezeiten des Nordatlantiks voll ausgesetzt, weshalb Klettern dort nur bei gutem Wetter und niedrigem Wellengang möglich ist.

Und genau darin liegt wohl auch die Crux an der ganzen Sache. Denn um mit dem Boot auf die Insel zu gelangen, muss man einen Mann kontaktieren, der quasi nicht erreichbar ist. Keine E-Mail, kein WhatsApp oder eine offizielle Webseite. Es gibt aber eine Telefonnummer unter der man ihn mit jeder Menge Glück und Geduld erreichen kann. Hat man diese endlich, wird man zunächst von ihm abgewiesen. Meist obligatorisch, weil man nicht ihn, sondern einen anderen Typen fragen muss, der für die Überfahrt verantwortlich ist. Sein Kollege ist zwar leichter zu erreichen, lehnt aber ab, weil er „das eigentlich gar nicht mehr macht“. Allerdings hätte man jetzt seinen offiziellen Segen und man solle dies doch nochmal dem anderen ausrichten. Nacht weiteren etlichen Versuchen der Kontaktaufnahme, bekommt man ihn (ebenfalls mit viel Glück und Geduld) an die Strippe. Der wiederum willigt dann nach reichlich Murren und dummen Sprüchen ein, mit dem Boot zur Insel zu fahren. „Aber nicht vor Mittwoch!“ Das ganze Procedere kostet die Reisenden dann ganze zwei Urlaubstage. Auch dies ist wohl ein Grund dafür, dass die Insel von Klettertouristen bisher weitestgehend verschont geblieben ist. Die meisten geben einfach schon am ersten Tag auf. Wer hier klettern möchte, der will es wirklich. Das einzige, was einem noch einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist schlechtes Wetter. Und das ist in Irland ja bekanntlich eine Seltenheit (not!).

Den ganzen Film gibt es ab 27. Mai bei pertex.com oder auf dem Pertex Youtube Channel.

Weitere Infos: Coldhouse Media