Der Japaner Ryo Hazuma ist ein Mann, der für die Berge lebt – und sie versetzt. Als Idealist widmet sich der Trailbuilder aber nicht nur dem Bau und der Pflege von actionreichen Routen in den Minami-Alpen. Durch sein Engagement führt er die japanische Tradition und das Mountainbiken zusammen – und wird so zum Brückenbauer zwischen den Generationen.

Text: Fanie Kok / Specialized Fotos: Specialized

Ryo Hazuma trägt eine unförmige, fluoreszierende Warnweste, die mit verschiedenen Abzeichen verziert ist. Ein Jägerabzeichen, ein Trail Steward-Patch, ein Abzeichen der Feuerwehr. Die Weste wirkt unfreiwillig komisch an seiner schmächtigen, ja fast zierlichen Figur. Zielstrebig streckt er die Hand zur Begrüßung aus und lächelt leicht: „Ryo Hazuma“

Hazuma ist Trailbuilder, oder wie er sagt, „Bergwächter“. Und auch wenn sein Körperbau und seine sanfte Stimme zunächst einen anderen Eindruck erwecken, die Begeisterung mit der er von seiner Idee, seiner Vision erzählt, springt sofort über. Schnell wird klar: Wenn es jemanden gibt, der Berge versetzen kann, dann er.

Sechs Jahre und jede Menge Überzeugungskraft hat er gebraucht, um bei der japanischen Regierung die Erlaubnis für das Bauen von Trails durchzusetzen. Die Bürokratie Japans gilt als unüberwindbar. Das Bauen von Mountainbike-Trails im UNESCO-Weltkulturerbe? Keine Chance! Doch Hazuma ist hartnäckig. Am Ende schafft er das schier Unmögliche.

Durch die Unterstützung der lokalen Communities, gewinnt Hazumas Projekt endlich die nötige Integrität, um Behörden und Politiker hellhörig zu machen. Zwar haben die Gemeinden mit Mountainbiken wenig am Hut, kämpfen jedoch mit einem ganz anderen Problem: Es fehlt der Nachwuchs – und das kulturelle Interesse der jungen Menschen. Weil vor allem die jungen Generationen in die Städte ziehen, verwaisen Japans ländlichen Gebiete zusehends. Außerdem geraten bei der jungen Generation die japanische Tradition und die Verbundenheit mit der Natur immer mehr in die Vergessenheit. So zum Beispiel auch das Tanabata-Fest, dem noch bis vor ein paar Jahren die Besucher komplett ausblieben. Durch Hazumas Arbeit hat sich das nun geändert und nicht nur die Trails, sondern auch das Leben auf dem Land sind plötzlich bei vielen jungen Japanern wieder interessant. Trailbuilding als Werkzeug, um gesellschaftliche Barrieren niederzureißen?

„Durch unsere Arbeit als Trailbuilder und Sportler haben wir es inzwischen geschafft, die junge und die alte Generation wieder zusammenzubringen“, sagt Hazuma stolz. „Es gibt den Menschen in den Gemeinden eine gewisse Hoffnung.“

Jung und Alt, Mountainbiker und Nicht-Mountainbiker reisen inzwischen von nah und fern an, nicht nur um mit ihren Bikes das Unterholz unsicher zu machen. Auch das „Night Festival“ erfreut sich inzwischen starker Beliebtheit und überbrückt so eine Generationslücke. Es ist der Beweis dafür, dass Radfahren nur das Türöffner ist, die Menschen auf unterschiedlichen Ebenen wieder zusammenzubringen.

Auch für Hazuma, inzwischen Exil-Städter, ist es genau diese Symbiose, die seine Arbeit für ihn so besonders macht. Ob auch er dadurch wieder den Weg zur Tradition gefunden hat? Die Rückbesinnung zur Identität? Natürlich, sagt Hazuma und fügt an: „Immer, wenn ich raus zu den Trails gehe, besuche ich auf dem Rückweg den Schrein und danke den Göttern für alles. Ich danke ihnen, dass sie mir die Möglichkeit geben, Trails bauen zu dürfen, Rad zu fahren und dadurch die Generationen wieder zusammenzubringen.“

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