Skateboarden in Marokko? „Just give it try“, dachte sich Bavarian-Dudes Rider und Skate-Ass Maxi Leitner. Und so schnappte sich der 27-Jährige sein Deck, stieg in den nächsten Flieger und brauste noch vor der Corona-Pandemie nach Tagazhout, einem kleinen Fischerdorf nördlich von Agadir, um in den Genuss marokkanischen Betons zu kommen.

Tagahazout: 5.348 Einwohner. Fisch, Gewürze und ein phänomenaler Skatepark.

Text: Maxi Leitner / Fotos: Carina Faerber (check out her work here)

„Tagahzout, ein Name, den man nicht unbedingt mit Skaten in Verbindung bringt. Ein Freund, der länger in Marokko unterwegs gewesen ist, hat mir jedoch von einem Skatepark vorgeschwärmt, der unglaublich geil sein soll. In Marokko, direkt am Meer. Wo sonst. Als mich eine Freundin, die momentan in einem Surfcamp vor Ort arbeitet, fragt, ob ich nicht Lust hätte, mal vorbeizukommen, stimme ich sofort zu. Spontane Trips sind eh die besten.“

„Das Wetter in Marokko ist mega, allerdings ist es sehr trocken. Es regnet vielleicht ein bis zweimal pro Monat. Die Marokkaner sind extrem freundlich zu mir. Aber ich merke schnell, dass ich in einem muslimischen Land bin: Auf der Straße und in den Restaurants sieht man fast nur Männer, die wenigen Frauen, denen man begegnet, sind schwer verschleiert. Auch Alkohol gibt es so gut wie gar nicht. Manche lösen das pragmatisch und kiffen stattdessen. Ansonsten gibt es natürlich Minztee und Chai in rauen Mengen.“

„Taghazout ist ein kleines Fischerdorf, nördlich von Agadir. Durch den Skatepark hat das Nest jedoch eine richtig große Skate-Szene. Natürlich kommen aber auch viele Skate-Touristen aus der ganzen Welt hierher.“

„Der Park ist ein DIY-Park erster Güteklasse. Vor meiner Abreise hatte ich einen viel rougheren Park erwartet, aber schon am ersten Tag sehe ich, dass hier echte Shaper am Werk waren. Leute, die sich handwerklich gut auskennen. Der Park hat richtig flow und macht mächtig Spaß“.

„Die Locals sind total nett – und skaten verdammt gut. Was mich beeindruckt: ich werde schon am ersten Tag von allen herzlich begrüßt, teilweise sogar mit Umarmung. Jeder stellt sich mir vor, fragt woher ich komme und was ich sonst so mache. Sowas ist man als europäischer Skater gar nicht gewohnt. Und noch etwas fällt mir positiv auf: Es fährt hier niemand Scooter! Scheinbar ist dieser Trend noch nicht nach Afrika herüber geschwappt. Zum Glück!“

„Untergekommen bin ich einem Apartment, nur wenige Kilometer vom Park entfernt. Da der Bus dorthin aber nur alle vier Stunden fährt, gibt es Community-Taxen. Das System ist easy: Man blecht 50 Cent, setzt sich in das Auto und wartet so lange, bis es voll ist, erst dann geht die Reise los. Marokkanisches voll, ist aber nicht mit dem europäischen zu vergleichen. Fünf Sitzplätze heißt in Marokko, dass vorne drei und auf der Rückbank fünf Personen sitzen. Manchmal nimmt der Fahrer auch zusätzlich noch jemandem im Kofferraum mit. Die Karren sind meistens alte Renaults, die schon beim Öffnen der Türen halb auseinander brechen. Völlig irre, aber Angst vor einem Unfall oder eine Panne habe ich nicht. Die Fahrer sehen so aus, als wüssten sie genau, was sie da tun.“

„Die Skate-Aktivitäten beschränken sich eigentlich nur auf den Park in Taghazout. Street ist in dieser Gegend schier unmöglich. Dafür sind die Straßen zu mies und auf den wenigen Plätzen, die es gibt, ist der Asphalt zu abgefuckt. In den größeren Städten, wie Agadir zum Beispiel, gibt es ein paar vereinzelte Spots.“

„Mein Tagesablauf: Frühstücken, dann ans Meer zum Baden, und dann gegen Abend zum Skatepark. Tagsüber sind nur wenige Leute da, abends aber dafür umso mehr. Und die Stimmung ist der Hammer. Sonnenuntergang, Skaten, Musik und ausgelassene Stimmung. Wirklich paradiesisch.“

„Mein Fazit: Ich werde mit Sicherheit nochmal nach Taghazout reisen. Dann aber mit einem Camper oder Bus. Denn man hat hier noch ganz anderen Freiheiten und kann überall mit dem Auto stehen bleiben, auch an der Küste, und sein Nachtlager aufschlagen. Unsicher habe ich mich während meines gesamten Trips nicht gefühlt. Noch nicht mal nachts, wenn ich alleine auf dem Heimweg in mein Apartment bin.“

Alle Fotos: Carina Faerber

Weitere Infos zum Skatepark findet ihr hier: Taghazout Skateboarding