Das junge Leipziger Startup „Veolo“ will mit ihrem innovativen Lastenanhänger eine sportlich-attraktive und alltagstaugliche Erweiterung für das Fahrrad schaffen. Eine echte Alternative zum Lastenrad? Zumindest sind die leichten und robusten Anhänger auch für Bikepacker und Abenteuerreisen spannend. Grund genug, sich mit Veolo-Gründer Johann Schmidt zum Interview zu treffen.
CLEAT: Johann, danke für deine Zeit. Ihr seid ein Team von drei Leuten mit Sitz in Leipzig. Euer Ziel ist es, zumindest laut Webseite, „Lastenanhänger als sportlich -attraktive und alltagstaugliche Erweiterung für das Fahrrad zu etablieren“ – wie weit seit ihr diesem Ziel schon nahegekommen?
Johann: Also, wir befinden uns noch am Anfang, betrachten es jedoch als langfristige Herausforderung, den Anhänger von seinem Image als praktischen aber etwas rudimentären Zubehörs zu lösen Unsere Kampagne zeigt bereits, dass wir auf einen Nerv getroffen sind und Interesse wecken.
Wie kann man sich so eine Idee vorstellen: Man sitzt zuhause bei einer Tasse Kaffee und denkt sich: „Die Welt braucht bessere Fahrradanhänger“?
Nicht ganz so idyllisch! Die Idee entstand aus der Praxis. Beinahe täglich habe ich meine beiden Kinder im Anhänger chauffiert. Das war nicht nur effizient, sondern machte auch erstaunlich viel Spaß. Die Idee, diese Flexibilität und Agilität auf den Transport meiner eigenen Sachen zu übertragen, entstand aus dieser Erfahrung.
Fahrradanhänger gibt es in vielen Variationen und Größen auf dem Markt. Und das auch schon seit den Achzigerjahren. Warum war es Zeit für einen neuen?
Die Fahrradbranche hat sich seit den 80ern erheblich weiterentwickelt. Neue Technologien im Rahmenbau, innovative Antriebssysteme, moderne Bremssysteme und neue Fahrradtypen wie das Gravelbike prägen die Szene. Mitten in dieser Mobilitätswende schien der Anhänger etwas den Anschluss verloren zu haben. Daher war es an der Zeit, diesem bewährten Konzept ein Update zu verpassen.
Was unterscheidet den VEOLO-Radanhänger denn von den Konkurrenzmodellen?
Wir haben den Kern des Anhänger-Konzepts beibehalten – leicht, flexibel und einfach zu handhaben. Der große Unterschied liegt jedoch in den Fahreigenschaften. Mit einer progressiv gedämpften Einzelradaufhängung, einem tiefen Schwerpunkt und einer breiten Spur haben wir ein Fahrverhalten geschaffen, das einzigartig ist. Dafür war es nötig, einen festen Alurahmen um die Ladefläche zu konstruieren und darin eine effiziente Dämpfung zu integrieren die leicht anspricht und bis 80kg Beladung mitmacht. Das ist uns, glaube ich, ziemlich gut gelungen.
Wie viele unterschiedliche Modelle des Lastenanhängers sind geplant?
Aktuell haben wir zwei weitere Größen in Planung. Zudem sehen wir Potenzial für die Erweiterung der Ausstattung mit Taschen, Einsätzen, Licht und anderen Optionen.
Der Lastenanhänger wird über die Steckachse und nicht wie oft noch üblich, über den Rahmen montiert. Das schont die Kettenstrebe. Doch ist diese Montage für einen Anhänger nicht zu starr? Oder anders gefragt: Beeinflusst dies nicht das Lenk/-Fahrverhalten?
Die Befestigung an der Hinterradachse hat sich mittlerweile als Standard etabliert und bewährt, besonders im Bereich der Kinderanhänger. Durch die direkte Übertragung der Kräfte über ein Kugelgelenk am Rahmen folgt der Anhänger leichtgängig den Bewegungen des Rades. Natürlich spürt man je nach Gewichtsbelastung Unterschiede beim Beschleunigen und Bremsen, aber insgesamt ist das Gespann dank des tiefen Schwerpunkts der Ladung agil und intuitiv zu steuern.
Der Anhänger soll eine Alternative zum doch durchaus teureren Lastenrad darstellen – prinzipiell eine gute Idee. Aber ist es auch dieselbe Zielgruppe?
Das Lastenrad hat zweifellos einen gewissen Reiz und ist in vielen Alltagssituationen unverzichtbar. Unser Anhänger punktet vor allem dann, wenn der tägliche Bedarf nicht so hoch ist, die Unterbringung eines sperrigen Lastenrades problematisch ist und eine sportliche, flexible Lösung gefragt ist, ohne immer auf das Auto zurückgreifen zu müssen.
Konzipiert ist der Lastenanhänger aber nicht nur für die täglichen Dinge wie die Fahrt zum Getränke- oder Supermarkt: Auf der Webseite ist die Ansprache auch stark in Richtung Adventure & Travel…. ist der Lastenanhänger also möglicherweise das nächste große Ding in Richtung Bikepacking und Radreisen?
Ja, das ist natürlich denkbar! Der Anhänger zeigt seine Stärken auch im Gelände und auf ausgedehnten Touren. Ob Gartengeräte, Kiteboards oder die komplette Ausrüstung für Klettertouren – die Multifunktionalität macht den Reiz des Anhängers aus. Mit dem richtigen Zubehör kann jeder den Anhänger an seine Bedürfnisse anpassen. Auf gemeinsamen Touren kann er außerdem eine Entlastung für einen Mitfahrer bieten und für einen flexiblen Ausgleich sorgen.
Ein Kind werde ich mit dem Hänger aber wohl nicht transporiteren können, oder? Der Punkt ginge dann wiederum ans Lastenrand…
Für den Kindertransport gelten zu Recht strenge Auflagen, die eine andere Konstruktion erfordern würden. Eventuell überlegen wir in Zukunft eine entsprechende Erweiterung, im Moment konzentrieren wir uns jedoch auf praktische Lastenlösungen.
Eure Kickstarter-Kampagne läuft noch einen knappen Monat. Bisher kratzt ihr an eurem Budget-Ziel. Wie geht es weiter? Wann können wir die ersten Veolo-Anhänger in den Straßen sehen?
Das Ziel ist noch nicht ganz erreicht, aber ich bin zuversichtlich, dass wir bis zum 17. Dezember die letzten Bestellungen auf Kickstarter zusammenbekommen. Dann können wir zeitnah mit der Serienproduktion starten. Alle Partner sitzen bereits im Boot und für mich als Produktdesigner erfüllt sich mit dem Aufbau des Standorts in Leipzig auch der Wunsch einen Großteil der Wertschöpfung langfristig begleiten zu können. Die Auslieferung ist für April geplant, rechtzeitig zur Saison. Ich freue mich schon darauf, den ersten Anhänger auf der Straße zu sehen!
Weitere Informationen zu den Lastenanhängern von Veolo findet ihr auf ihrer Webseite: https://veolo.de/