Das Bike Start-Up Basic Bikes Berlin hat es sich zum Ziel gemacht, leichte und schnelle Räder und Laufräder ohne Schnickschnack anzubieten. Der Clou ist der Preis. So kostet das Rahmenset ihres ersten Vollcarbon-Gravelbikes 990 Euro. Wir haben Jost von Basic Bikes zum Interview in München getroffen.
Bisher gab es Vollcarbon-Rahmensets für unter 1000 Euro entweder völlig zusammengeschossen auf Ebay-Kleinanzeigen, oder auf AliExpress, jener seit Jahren polarisierenden Verkaufsplattform für allerlei Waren aus Fernost. Basic Bikes ist ein Start Up des Vielfahrers und Ingenieurs Jost Litzen und des Grafikdesigners Hendrik Großer. Die beiden wollen mit ihren Rädern beweisen, dass es durchaus möglich ist, ein zuverlässiges, leichtes aber kostengünstiges Carbon-Rahmenset anzubieten. Die Idee zu Basic Bikes ist Jost während dem Atlas Mountain Race in Marokko gekommen. Hier fuhr er auf einem Vollcarbon-29er, dessen Teile er sich in China gekauft hatte. Das Rad hielt dem Rennen und den ruppigen marokkanischen Trails stand – und es fährt laut Josts Aussage immer noch.
Interview & Fotos: Max Marquardt
CLEAT: Hi Jost, danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Auf eurer Webseite sind noch nicht allzu viele Informationen über Basic Bikes zu sehen. Bitte erkläre uns daher doch erstmal, was es damit auf sich hat.
Jost / Basic Bikes Berlin: Hi Cleat, danke für die Gelegenheit! Ich habe Mitte 2021 gemeinsam mit Hendrik, einem guten Freund Basic Bikes gegründet mit dem Vorsatz, leichte, langlebige Fahrradrahmen und Laufräder aus Carbon zu einem attraktiven Preis anzubieten, die auch noch gut aussehen. Klingt nach einer eierlegenden Wollmilchsau, ist aber wirklich eine Marktlücke. Wenn du aktuell einen langlebigen Rahmen haben willst, dann sind die meistens sehr schwer und aus Stahl. Oder du willst was leichtes. Dann musst du viel Geld ausgeben. Beides zusammen gibt es noch fast nicht.
Du hast deinen Job in Stuttgart an den Nagel gehangen, um dich voll und ganz Basic Bike zu widmen. Wie geht es dir bisher mit diesem Schritt?
Richtig gut, das wird dir wahrscheinlich jeder bestätigen können, der sich selbstständig gemacht hat. Ich lerne jeden Tag so viel und das ist genau das, was ich gesucht habe. Ich hatte zuletzt das Gefühl, nicht mehr richtig gefordert zu werden und in einem Hamsterrad zu sitzen. Jetzt muss ich wesentlich mehr Verantwortung für mein Handeln übernehmen und schauen, dass wir uns davon ernähren können. Ein spannendes Gefühl. Gleichzeitig muss ich permanent wach sein, um auf Anfragen reagieren zu können, mit unserem Lieferanten zu diskutieren oder in der Qualitätskontrolle nichts zu übersehen. Das kostet viel Energie und ich bin glücklich, wenn ich meine Batterien auf dem Rad wieder aufladen kann.
Kommen wir auf eure Räder zu sprechen: Du hast mir gesagt, dass ihr mit Basic grundehrliche Räder herstellen wollt. Ein Rahmenset aus Carbon für unter 1000 Euro klingt auf jeden Fall schon mal vielversprechend…
Die 990 Euro sind eher eine psychologische Marke, um unter 1.000 Euro zu bleiben. Wir glauben, dass das möglich ist. Natürlich kann man sich leicht ausrechnen, dass das nur bei einer gewissen Stückzahl funktioniert, aber für uns ist das die Gelegenheit, Bekanntheit zu erlangen, zu wachsen und irgendwann Prozesse automatisieren zu können, damit wir eine hohe Qualität bereitstellen können. Das wird natürlich nicht funktionieren, wenn man hochspezialisierte Rahmen verkauft, die eine lange Beratung oder Erklärung benötigen. Aber das ist auch gar nicht unser Fokus. Unsere Teile sollen so weit wie möglich standardisiert und einfach sein, damit es gar keinen großen Erklärungsbedarf gibt. Basic eben.
Quasi ein Rad zum Fahren, nicht um es sich an die Wand zu hängen?
Ganz genau. Unsere Räder sollen schon generell gut aussehen, aber eben schlicht und einfach funktionieren. Wir verzichten gerne auf die Einhorn-Glitzer-Sonderlackierung für Unauffälligkeit und Funktion.
Rühmt daher auch der Name „Basic“ in Basic Bikes? (Basic hat ja eine latent negative Konnotation, oder?)
Für uns bedeutet Basic Einfachheit, Verständlichkeit, Leistungsfähigkeit, ohne Oberflächlichkeit und Angeberei, wie man das häufig bei den berühmten Eisdielen-Bikes sieht.
Euer Gravelbike ist erstaunlich wendig, hat einen Toe-Overlap und eine sehr sportliche, geradezu knackige Geometrie. Man muss schon ein bisschen Erfahrung haben, um damit umzugehen. Für welchen Typ Fahrer ist eure Gravelbike gemacht?
Hendrik und ich fahren beide gerne Abseits der Straßen und auch mal das ein oder andere Rennen zum Spaß. Das Gravelbike sollte erst einmal uns selbst Freude bereiten, damit wir das auch ehrlich testen und empfehlen können. Das Rad ist für die schnelle Feierabend- oder Wochenendrunde gedacht. Es funktioniert aber ebenso gut für eine leichte Bikepacking Tour, das haben wir an unseren eigenen Bikes über insgesamt fast 20.000 km vergangenes Jahr ausführlich getestet.
Ihr lasst eure Rahmen, wie viele andere Hersteller auch, in Taiwan fertigen. Euer Händler ist auf AliExpress, jener Plattform, die seit Jahrzehnten in der Rad-Community polarisiert. Wie läuft bei euch die Qualitätskontrolle ab?
Unser Rahmen ist ein sogenannter Open-Mould Rahmen, der auf einer Form produziert wird, die generell jedem Hersteller zur Verfügung steht. Daher findest du diesen oder andere Rahmen auch auf den bekannten Plattformen. Wir wollen unseren Kunden die Unsicherheit über Qualität und Gewährleistung nehmen, in dem wir diese Rahmen in größeren Stückzahlen importieren, prüfen und mit einem sehr schicken reflektierenden Stickerset von Reflective Berlin versehen.
Die Qualität prüfen wir bei jedem eingehenden Rahmen zunächst auf Sicht, dann von Hand. Wir haben inzwischen einen Katalog von Merkmalen, den wir bei jedem eingehenden Rahmen durchgehen und der mit unserem Hersteller abgestimmt ist. Zusätzlich prüft unser Hersteller nach ISO Verfahren auf einem Prüfstand, dem wir vertrauen. Und zusätzlich wollen wir nur Teile verkaufen, die wir selbst intensiv gefahren sind. Ich war mit unserem Gravel Rahmen und Laufradsatz vergangenes Jahr bikepacken in Ungarn, Serbien und Bulgarien und im November-Regen auf den schlimmsten Pflasterstein Sektoren von Roubaix und Flandern. Insgesamt fast 12.000km jetzt ohne einen einzigen Zwischenfall, bis auf ein paar obligatorische Reifenschlitzer. Das bedeutet für uns volles Vertrauen in unsere Teile.
Kunden können bei euch aber nicht nur Rahmensets kaufen, sondern auch Kompletträder. Bei den Komponenten setzt ihr ebenfalls auf Material aus Fernost, deren Hersteller in unseren Breitengraden noch ziemlich unbekannt sind. Besonders interessant sieht die Kurbelgarnitur aus. Was gibt es hierzu zu sagen?
Ein richtig gutes Teil. Wir probieren immer gerne viel Neues aus. Und die Kurbel von Zrace hat sich wirklich bewährt. Sie ist mit ihrer Direct Mount Aufnahme extrem vielseitig, ist leicht und hat in der DUB Version einen ordentlichen Durchmesser für viel Antriebssteifigkeit. Sie passt perfekt zu unserem Gravel Rahmenset.
Ich weiß, dass du ein ziemlicher Vielfahrer bist und du auch gern auf dem ein oder anderen CX-Rennen an den Start gehst. Das Material wird, wie man es auf den Fotos auch ganz gut erkennen kann, also keineswegs geschont. Wo bist du mit eurem Bike bisher an die Grenzen gestoßen? Schließlich ist Carbon ein Material, das nicht vergibt.
Haha, danke. Ich fahr gar nicht soo viel und bin gleichzeitig ein richtiger Technik-Legastheniker. Aber wir beide finden es sehr wichtig, lokale Veranstaltungen wie Rennen oder Ausfahrten zu unterstützen, um einfach Fahrradkultur zu leben. Daher ist für mich das Kräftemessen schon wichtig aber die Anwesenheit und das Beisammensein danach noch viel mehr. Muss jetzt echt nachdenken, wenn es um Grenzen an unserem Material geht. Also platte Reifen durch Unachtsamkeiten hab ich dieses Jahr schon echt genug gehabt. Und mit der ersten Version unserer Bremsscheiben sind wir auch noch nicht hundertprozentig zufrieden. Aber da haben wir schon das Ziel vor Augen und wissen, was wir demnächst in unseren Bestand aufnehmen. Ansonsten haben unsere beiden Rahmen und Laufräder schon gut unter uns gelitten, aber noch keinen einzigen Ausfall zu verbuchen.
Wird es von Basic auch Rahmen aus Stahl, Titanium oder Alu geben?
Voraussichtlich nicht. Wir sind von Carbon einfach überzeugt. Es ist irre leicht, haltbar, rostet nicht und kann sogar inzwischen überraschend gut repariert werden.
In Zeiten, in denen immer mehr Hersteller wieder back to the roots gehen und Alu und Stahl-Rahmen produzieren, geht ihr mit einem All-Carbon-Rahmen einen konträren Weg. Wie steht ihr zu den Aspekten Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit und vor allem Beständigkeit? Carbon ist schließlich nicht recyclebar…
Wichtiger Punkt! Inzwischen kann man Carbonfasern schon zerkleinern und zu Sekundärwerkstoffen weiterverarbeiten. Aber sie lassen sich noch nicht in ihren Ausgangsstoff zurückversetzen. Uns ist es wichtig generell auf Langlebigkeit zu setzen und dann einen Schwerpunkt auf unsere eigene Nachhaltigkeit als Firma und die unserer Lieferkette zu setzen. Wir haben uns da einiges vorgenommen, um Emissionen zu vermeiden und zu verringern. Zu aller erst priorisieren wir den Transport auf der Schiene vor dem Schiff vor dem Flugzeug, auch wenn das etwas länger dauert. Dann wollen wir Verpackungen so weit wie möglich wieder verwenden und nehmen für den Versand bisher 100 Prozent gebrauchte Kartons von Fahrradläden. Oder wir verwenden Schutzmaterial wieder oder haben uns vorgenommen, dass alles Essen während der Arbeitszeit mindestens vegetarisch sein soll. So wollen wir zumindest kurzfristig einen geringen Fußabdruck als Firma hinterlassen. Langfristig ist unser Ziel ohne Frage, die Entwicklung für die Verarbeitung von Carbon-Recycling zu verfolgen, darüber zu lernen und eine der ersten Firmen zu sein, die das anwendet. Dazu könnte zum Beispiel auch gehören, unserem Hersteller recyclebare Carbonfasern zur Verfügung zu stellen, die dann als Open Mould Rahmen verarbeitet werden. Zu diesen Entwicklungen und Zielen tauschen wir beide uns ständig aus.
Welche Räder werden wir in Zukunft von Basic Bikes erwarten?
Wir haben Ende März auf der Kolektif Messe, in Berlin, einen kleinen Stand und werden ein Rennrad und ein 29er Hardtail Prototyp zeigen. Alles in Allem wird das aber auch schon unser gesamtes Portfolio sein. Wir wollen einfach eine Grund-Ausstattung an den wichtigsten Bikes anbieten. Basic eben.
Wie kann man als Kunde mit euch in Kontakt treten? Wie läuft es ab, wenn ich mir ein Basic-Bike zulegen möchte (und wie lange muss ich warten,haha)…
Die Webseite sollte mit Veröffentlichung unseres Interviews fertig sein. Hendrik ist gerade in der Pfalz und haut eifrigst in die Tasten. Ansonsten sind wir auf allen Kanälen erreichbar. Mail, Instagram und auch auf „MTB-News“ werden wir hoffentlich bald ein eigenes Herstellerforum haben, auf dem ihr uns mit Fragen löchern könnt und wir Updates posten.
Alle Infos zu Basic Bikes findet ihr auf ihrer Webseite: Basic Bikes Berlin und natürlich auf Instagram.
Specs #Basic01 Gravel Frameset:
- Carbonrahmen BASIC #01
- Gewicht: 1580g, inklusive Carbon-Gabel
- Flatmount Scheibenbremsaufnahme
- BSA Innenlager
- Vollcarbongabel
- 42 mm Reifenfreiheit
- 12mm Steckachsen (vo/hi)
- inkl. Steuersatz
- Sattelklemme
- reflektierender BASIC-Logo von Reflective Berlin
- Aufnahme für Umwerfer
- inkl. 2 Jahre Gewährleistung