Mit allerletzter Kraft kann Lachlan Morton noch den Champagner köpfen, als er in der Morgendämmerung barfuß auf dem Champs-Élysées in Paris steht. Der EF Education-NIPPO Radprofi hat gerade eine unglaubliche Reise hinter sich: Die Tour de France im Alleingang. Fünf Tage schneller als das Peloton, mit über 2000 Kilometern mehr in den Beinen. Jetzt, vier Monate später, ist der Film zu Lachlans freiwilligen Tortur erschienen.
(dpa/MM)
Morton war von seiner Mannschaft nicht für die Tour nominiert worden. Eine Überraschung war das nicht. Der Radsport-Hipster aus Australien reiste trotzdem an und fuhr die Tour. Die alternative Tour, wie er es nannte. Immer auf der Suche nach dem wahren Geist des Rennens. Morton legte nicht nur die 21 Etappen zurück, er bewältigte auch die Transfers zwischen den Start- und Zielorten auf dem Rad.
Am Ende stehen 5510 Kilometer auf Lachlans Tacho. Dazu gesellen sich 65.500 Höhenmeter. 220 Stunden verbrachte der Australier dafür im Sattel.
Morton stoppte in Cafés zum Mittagessen. Sein Abendessen kam meistens aus der Dose, aufgewärmt mit einem kleinen Campingkocher nach mehreren Hundert Kilometern am Ende eines Tages. Einen Großteil der Strecke legte der 29-Jährige in Sandalen zurück. Und selbst die waren so zurechtgeschnitten, dass sie so wenig wie möglich Druckstellen hinterließen. Seine einmalige Reise verband Morton mit einem guten Zweck und sammelte über 400.000 Euro an Spenden für den „World Bicycle Relief“, der Fahrräder an Menschen in Entwicklungsländern spendet.
Doch mit seinem Bikepacking-Abenteuer wollte er nicht nur Spenden sammeln, sondern auf die Spuren des Geistes der wahren Tour gehen. Jener von 1903, als die Teilnehmer bis zu 470 Kilometer pro Tag zurücklegen mussten, durch die Nächte fuhren und auf Feldern schliefen.
„Diese Ära war aufregend. Der Tour-Direktor wollte damals, dass nur ein Fahrer das Ziel erreicht“, sagte Morton vor dem Start. „Ich weiß, dass es ein großes Vorhaben ist. Und ich bin nicht mal sicher, ob es überhaupt möglich ist.“ Genau das hat er nun bewiesen.
Der Film begleitet den Profi auf seiner Reise, erzählt von Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber vor allem: Von der einfachen Freude des Radfahrens.