8. März 2021, 11:22 Uhr. Es ist bitterkalt, trotz der Sonne, die inzwischen durch die Wolken gebrochen ist. Omar di Felice steht vor einem Felsen, auf den mit roter Farbe „Everest Base Camp 5364“ geschrieben ist. Er lässt sich vor Freude auf die Knie fallen. Er hat es geschafft. Er ist der erste Radfahrer, der jemals das Basislager des weltberühmten Bergs erreicht hat. Solo, auf dem Mountainbike, ohne jeglichen Support. Nach 19 Tagen, 1.294 Kilometern und 34.586 Höhenmetern. Cleat sprach mit dem Ultra-Radsportler über sein Abenteuer.
CLEAT: Omar, welcome back! Du bist gerade von deinem Trip zurückgekehrt und hast nicht nur jede Menge Kilometer in den Beinen, sondern einen Gesamt-Höhenunterschied von 33.630.000 Metern gestemmt. War dies dein bisher schwierigstes Unterfangen?
Omar: Ich würde sagen, dass es das bisher forderndste für mich war. Ich bin ja nicht nur auf dem Rad gefahren, sondern musste immer wieder das Bike schultern, um schmale Maultierpfade oder zu technische Passagen zu überqueren. Erschwerend hinzu kamen Muhren, Erdrutsche und natürlich die dünne Luft. Auf 5300 Metern ist alles ein bisschen mühsamer. Es fühlt sich so an, als würde man alles in Zeitlupe machen. Die Freude und Erleichterung am Ende machen das aber wieder wett.
Was waren die schwierigsten Passagen?
Zweifelsohne der Thorung La, der höchste Pass der Welt (5416 m – Anm. Red.). Es gab Momente, da hatte ich echt Schiss. Auch die Trails waren in einem schlechten Zustand, weil durch die Pandemie viele Bergsteiger nicht in die Region konnten.
Am Ende hast du aber doch dein Ziel erreicht…
Ich wollte mein Abenteuer unbedingt am Everest Base Camp beenden, weil das einen hohen symbolischen Wert für mich hat. In den letzten 20 Tagen habe ich aber die gesamte Himalaya-Region mit dem MTB durchquert. Normalerweise macht man nur den letzten Teil von Lukla zum Everest.
Du hast auf Deinem Weg zum Everest auch das berühmte Annapurna-Massiv gestriffen. Wie fühlt man sich im Schatten dieser legendären 8000er?
Wie im Kolosseum. Man atmet dort förmlich die Geschichte. Es ist ein ikonischer Ort, an dem schon so viele Bergsteiger-Legenden waren. Besonders beeindruckt hat mich der Khumbu-Icefall. Eine monumentale Wand aus Eis an den Flanken des Everests. Einfach unglaublich!
Ganz in guter Bikepacker-Manier, hast du all dein Equipment am Rad gehabt. Wo hast du übernachtet?
Meistens bin ich in den Dörfern bei Familien untergekommen, deren Häuser über ein Gästezimmer verfügten. Ich musste nicht frieren, weil die meisten dieser Häuser über einen Ofen verfügen. Es gab allerdings kein heißes Wasser, mit dem ich mich hätte waschen können. Für die Körperpflege musste ich in eine Blechwanne mit eiskaltem Wasser aus dem naheliegenden Gebirgsfluss steigen. Eine verdammt harte Erfahrung.
Sich auf eine Reise zu begeben, bedeutet auch immer, sich neuen Menschen und Kulturen zu öffnen – und dadurch ein Stück reicher an Erfahrungen heimzukehren. Wie hast du diesen Aspekt auf deinem Abenteuer wahrgenommen?
Ich werde die tollen Menschen, die ich während meiner Reise getroffen habe, sehr vermissen. Die lachenden Kinder, die mir hinterher gelaufen sind, die Dorfbewohner, die mir zujubelten. Vor allem auch die Sherpas, die mir zuriefen: „Du bist stärker als wir! Du hast unseren Respekt“. Ich habe vor allem Menschen getroffen, die unglaublich arm waren, aber sehr reich an Güte und Herzlichkeit.
Du wirst von der italienischen Marke UYN gesponsert, die in diesem Sektor relativ unbekannt sind. In welchen Klimazonen hast du die Sachen angehabt?
Permanent. In der Mustang-Region, eine der kältesten und trockensten Orte Asiens, hatte es Minus 15 Grad und der Wind war gnadenlos. In den Tälern rund um Kathmandu war es hingegen 35 Grad heiß. Im Everest-Gebiet war es dann wieder sehr kühl mit vielen Niederschlägen und Schnee. Insgesamt bin ich auf meiner Reise also durch vier Klimazonen gekommen. Die UYN-Layer hielten, was sie versprechen. Auch die Atmungsaktivität war jederzeit gewährleistet. Von meiner Seite aus also eine klare Empfehlung.