Das Schweizer Radsport-Ass Fabian Cancellara hat soeben seine erste Kollektion über das Label GOREWear gelaunched. Der bekannte Sportler besinnt sich mit den speziell designten Kits auf seine wichtigsten Momente in seiner Profi-Karriere zurück. Mit CLEAT sprach Fabian exklusiv über seine Karriere, Genuss und Radfahren ohne Bremsen.

Interview: Max Marquardt

CLEAT: Hi Fabian! Seit unserem letzten Treffen ist inzwischen schon etwas Zeit vergangen. Damals hast du mir gesagt, dass der Umstieg vom Profi-Sportler zum normalen Arbeitsleben für dich hart gewesen ist und dass du viele Dinge erst neue lernen musstest. Wie findest du dich inzwischen in der Geschäftswelt zurecht?

Fabian Cancellara: Ich bin inzwischen gut im Arbeitsleben angekommen. Aber das „Zurechtfinden“ ist ja ein stetiger Prozess. Es ist ja nicht so, dass ich für GORE nur ein bisschen rumjette und das war´s dann. In meiner Firma sitzen inzwischen vier Leute und wir haben täglich neue Projekte die unsere Konzentration auf ganz unterschiedlichen Ebenen fordern. Das heißt, ich bin nicht nur der Bergfahrer, nicht nur der Sprinter, nicht nur der Zeitfahrer. Ich muss von allem etwas sein.

Doch ist der Sprint für einen Bergfahrer nicht unbedingt die beste Disziplin?

Nun, ich bin vor allem ein neugieriger und interessierter Mensch. Ich will die Sachen erlernen und spüren. Und dazu gehört unweigerlich natürlich auch die Härte. Denn Fakt ist: ich habe eine Firma und muss Gehälter bezahlen. Daher muss es natürlich kommerziell Sinn machen, was ich tue, klar. Ich kann mich nicht einfach zurücklehnen und mich nur auf den Erfolgen meiner Profi-Karriere ausruhen. Das würde mich auf die Dauer nicht glücklicher machen.

Ist das Zeit-Management, gerade mit Hinblick auf Familie und Freizeit nun etwas besser als zu deinen Profi-Zeiten?

Da muss ich mich tatsächlich ein bisschen an der Nase fassen. Der Spagat zwischen Familie und Arbeit ist manchmal schon sehr intensiv. Ich bin immer noch sehr viel unterwegs. Da hat natürlich nicht immer alles Platz. Aber ich versuche auf die Stunden, Tage und Wochen mir meine Zeit herauszunehmen. Auch um meinen Energiehaushalt wieder aufzuladen.

Die Chasing Cancellara Events erfreuen sich großer Beliebtheit. Du hast in unserem letzten Interview gesagt, dass es dir am wichtigsten ist, wenn die Teilnehmer mit einem Lächeln nach Hause gehen. Bei Zürich-Zermatt wurdest du von Teilnehmern überholt und geschlagen. Auch wenn du nicht mehr aktiver Pro bist – kratzt das nicht trotzdem ein bisschen am Ego?

Naja, Zürich-Zertmatt ist natürlich schon eine Challenge. Man startet ja auch in diesen Time-Slots, was es noch schwieriger macht. Das ist ein echtes Rennen, mit Race-Briefing und Podium. Aber auch hier steht das Erlebnis klar im Vordergrund. Wenn das Event dann auch noch andere weiterbringt, dann ist das doch super. Weißt du, das Fahrrad ist für mich „meant to well-beeing“ – es dient dazu, dass man den Kopf leer macht und die Energiespeicher wieder auffüllt. Man fährt ja nicht nur Rad, sondern erfährt und erlebt Dinge gemeinsam.
Am Ende geht es darum, den Leuten etwas mitzugeben. Ich will mit den Chasing Cancellara Events auch ein Stück weit etwas zurückgeben. Mich hat der Radsport so weit gebracht, und ich denke, dass auch andere davon profitieren können.

Du warst letztens beim Rad Race Last-Man-Standing als Teilnehmer am Start. Ich wusste nicht, dass du auch Fixed-Gear Crits fährst…

Ich wusste das auch nicht (lacht). Ich bin über Eurosport in diese neue Cycling-Community reingekommen. Ich bin ja vorher nur auf der Bahn gefahren. Für mich war das Rennen selbst ja zweitrangig. Mir ging es da mehr um den Blick hinter die Kulissen. Also: was sind das so für Typen, was ist das für eine Community. Es gibt da draußen noch viel mehr als nur die Profi-Radsport- oder Radsport-Community. Und das ist total spannend. Sei es jetzt Gravel, Enduro – oder eben Fixed Gear.

Auf Instagram schreibst du „a unique experience“ und „discovering a different communitiy“…

Ja, das ist es auch ganz klar. Auf dem Event hattest du vom Halbprofi bis hin zu den Freaks alles am Start. Die Atmosphäre war sagenhaft, allein schon wegen der Simplizität. Räder ohne Bremsen auf einer Go-Cart-Bahn. Und die Hütte war voll. Es war für mich sehr spannend zu sehen, was da genau für Leute vor Ort waren und auch an den Start gingen. Da gab es keine Profi-Nachahmer oder verbissene Besserwisser. Einfach nur Typen, die gerne Fixies fahren. Und dann dieser Mix aus Konzentration, Adrenalin und Können…

Kommen wir zu deiner Kooperation mit Gore. Hier bist du als Experte maßgeblich für die Entwicklung von High-Performance Radbekleidung zuständig. Nun wird endlich die lang angekündigte Fabian Cancellara-Kollektion gelaunched. Bitte erzähl uns mal ein bisschen was dazu…

Ja, nach gefühlt ewig langer Vorlaufzeit kommt nun endlich die Kollektion auf den Markt. Das war auch für mich ein Learning, dass das ein langer Prozess ist, bis die Sachen dann endlich auf den Markt kommen. Jetzt freue ich mich aber wirklich mega auf den Launch der Produkte. Die Kits basieren auf den bereits bekannten C7 und C5-Kits von Gore, haben aber ein paar Besonderheiten. Wir haben Kits für performanceorientierte Fahrer entwickelt, aber auch für Leute, denen Style sehr wichtig ist. Mir ist es ja auch ein Anliegen, für verschiedene Rennfahrer-Typen Teile zu entwickeln. Jeder hat da ja seine eigenen Anforderungen und Wünsche, was Radbekleidung betrifft.

Was unterscheidet die Kits denn von den regulären C7- und C5-Kits?

Mit den Produkten sind ganz bestimmte Geschichten verbunden. Daher sind meine„Epic Moments“ subtil in das Design eingeflossen. Zum Beispiel das sich wiederholende Heptagon, entstanden aus der Zahl „7“ und der Form eines Kopfsteinpflastersteines. Auch die Farbe „Orbit Blue“ ist etwas Spezielles. Also kein pures Schwarz mehr. Ich wollte mit der Kollektion mehrere Leute ansprechen. Und das ist uns glaube ich auch ganz gut gelungen.

Wie geht es eigentlich inzwischen deinem Fuß?

Dem Fuß geht´s zum Glück wieder besser. Der hat wirklich ein bisschen was durchmachen müssen (lacht). Aber das Wichtigste: Ich kann wieder radfahren und mich auch sonst wieder ganz normal bewegen.

Nach der ersten OP kam es zu Komplikationen. Bist du inzwischen vollends genesen oder hast du immer noch Probleme?

Es gab zwei Wochen nach der OP einen Infekt, der dazu geführt hat, dass man ein weiteres Mal operieren musste. Dadurch hat sich der Heilungsprozess natürlich ziemlich verzögert. Aber jetzt ist wieder alles genesen. Ab und zu muss ich halt noch zur Physiotherapie. Vielleicht gehe ich heute Nachmittag nochmal für eine Runde aufs Rad.

Mehr zur neuen Fabian Cancellara Kollektion findet ihr hier: GORE-Website