Sengende Hitze, staubige Sandpisten und Radsport, der aus einer anderen Zeit zu sein scheint. Die Tour du Faso ist das größte Radrennen Afrikas und führt über zehn Etappen quer durch Burkina Faso und Togo. Für die teilnehmenden Teams bedeutet das Temperaturen über 40 Grad und kaum Versorgung während dem Rennen. Mit dem Team “Embrace the World”ist dieses Jahr auch wieder eine deutsche Delegation am Start.

Das Peloton während der Etappe Yako – Ziniare. AFP PHOTO / AHMED OUOBA

Die Tour du Faso ist ein Mythos unter Radsportfans und Rennfahrern auf der ganzen Welt. Und dennoch kennen in Europa nur wenige diese Grand Tour Afrikas. Obwohl das afrikanische Radspektakel sich an der Tour de France, orientiert, hat sie sich ihren ganz eigenen, charmanten Charakter bewahren können.

Staubige Pisten, schmerzverzerrte Gesichter und jede Menge Improvisation auf abenteuerliche Etappen.

So ist das Zehn-Etappen-Rennen keineswegs nur eine Kopie ihres europäischen Bruders, sondern der unorthodoxe Ausdruck für die Liebe und Hingabe zum Radsport, jenseits der Kommerzialisierung und Manipulation im Profisport.

Fans am Straßenrand von Ouagadougou, Oktober 2019. Credit: OLYMPIA DE MAISMONT/AFP

Hier treffen sportlicher Idealismus auf Verwegenheit, Leistungssport auf Abenteurertum. Ehemalige Radprofis treten gegen Lokalmatadore an, Glücksritter aus Deutschland oder (wie im Film oben) aus Japan versuchen „auf Podest zu fahren“, Afrikaner kämpfen in gnadenlosen Sprints mit Europäern um die Verwirklichung ihrer Träume.

Auch Burkina Faso ist mit einem Nationalteam am Start. Wie hier in Ouagadougou, 25. Oktober 2019. Olympia DE MAISMONT / AFP) (Photo by OLYMPIA DE MAISMONT/AFP via Getty Images)

Nicht das Preisgeld oder Sponsorenverträge locken, sondern Ruhm und Ehre – und das einmalige Erlebnis, dabei gewesen zu sein. Es ist kein Zufall, dass einem beim bloßen Zusehen die Namen der großen Radsportlegenden und deren ikonischen Fotos durch den Kopf schwirren. Weitläufige und staubige Pisten, schmerzverzerrte Gesichter und jede Menge Improvisation auf abenteuerliche Etappen.

Der Nigerianer Adamou Gado (L) and der Franzose Fernandez Demetrio (R) tragen ihre Räder ein Stück über die kaputte Straße in Ouahigouya, Burkina Faso 04 November. AFP PHOTO ISSOUF SANOGO

So verwundert es auch nicht, dass die Räder und die Ausrüstung vieler Teams teilweise uralt sind. Aluflanken und Felgenbremsen sind hier noch Standard. Treks erste Carbon-Bomber reihen sich neben alte Cannondale Alu-Renner ein und teilweise sieht man sogar noch Rahmenschaltungen. Im Vordergrund stehen Leistung und Leidenschaft – das Material ist (fast) nebensächlich. Auf der Tour du Faso trifft europäischer Perfektionismus auf afrikanische Realität.

Die Nationalmannschaft Ruandas am Start der zweiten Etappe der Tour 2019. Credit: OLYMPIA DE MAISMONT/AFP via Getty Images)

Erstmals wurde die Tour 1987 gestartet. Zwischen 2001 und 2008 wurde das Rennen von der Amaury Sport Organisation (ASO) organisiert, die auch für die Austragung der Tour de France verantwortlich ist. Das ist auch die einzige Gemeinsamkeit mit dem europäischen Pendant.

Der Eritreer Yemane Bereket lächelt für ein Foto, nachdem er die erste Etappe der 28. Tour de Faso von Ouagadougou nach Ouhigouya gewonnen hat (2015). Credit: AHMED OUOBA/AFP

Das Preisgeld der Tour du Faso betrug im Jahr 2011 gerade mal 2500 Euro für das Team des 27-jährigen Siegers Zidweiba. Die Gesamtkosten der Tour beliefen sich etwas über 500.000 Euro für die insgesamt 15 teilnehmende Teams. Die restlichen Kosten trugen staatliche Organisationen.

Ein Bauer und sein Esel beobachten das Peloton neugierig vom Straßenrand aus. Credit: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images)

Im Jahr 2014 wurde das Rennen wegen der Ebolafieber-Epidemie abgesagt. Drei Jahre später, 2017, begleitete ein Filmteam des NDR ein deutsches Radsportteam um Benjamin Stauder für den Dokumentarfilm Tour du Faso: Das größte Radrennen Afrikas. Stauder gewann auf der Tour fünf Etappen und das Grüne Trikot des Punktbesten und fuhr insgesamt drei Tage im Gelben Trikot des Gesamtführenden.

Dieser Fan beim Start der 32. Tour du Faso, hat „Aero is everything“ wörtlich genommen. Credit: Olympia DE MAISMONT / AFP) (Photo by OLYMPIA DE MAISMONT/AFP via Getty Images)

Dieses Jahr nahmen 90 Fahrer aus insgesamt 15 Teams aus 13 Ländern an der großen Rundfahrt teil: Algerien, Angola, Ruanda, Elfenbeinküste, Togo, Benin, Mali, Ghana, Belgien, Holland, Schweiz und Burkina Faso (3 Mannschaften).

Auch Deutschland war auf der Tour du Faso 2019 vertreten: Das Team “Embrace the World” fuhr mit den Fahrern Matthias Plattner und Anton Benedix die Tour.

Leider gibt es nur sehr wenige Informationen, geschweige denn Film- und Fotomaterial von der Tour du Faso. Eine Live-Berichterstattung wie bei Eurosport sucht man hier vergebens. Grund hierfür ist möglicherweise das Ausbleiben großer Profi-Teams und Sponsoren. Dadurch erhält sich die Tour zwar ihr charmantes Alleinstellungsmerkmal, schafft aber nicht den medialen Sprung über das Mittelmeer.

Das gelbe Trikot für Abdul Wahab Sawadogo aus Burkina Faso am 03 November 2004. AFP PHOTO ISSOUF SANOGO / AFP

Die Aussenwirkung bleibt daher trotz der Euphorie der afrikanischen Fans und Fahrer gering. Man stelle sich nur vor, eines Tages ein europäisches Profi-Team Seite an Seite mit einem afrikanischen im Sprint um den Etappensieg kämpfen zu sehen. Ein wahres Spektakel, auch für die Zuschauer im fernen Europa. Vorerst wird dies aber erstmal ein Wunschtraum bleiben. Ohnehin bliebe dann auch die Frage offen, ob sich dann die Tour du Faso noch ihre Ursprünglichkeit und ihren damit verbundenen Charme erhalten würde.

Die Etappen der Tour:
1-Rennen gegen die Zeit Team (Ouagadougou)
2-Nagreongo-Tenkodogo 150,5 km
3-Tenkodogo-Dapaong (Togo) 145 km
4-Bittou Koupela 101,8 km
5-Boussé-Ouahigouya 135,5 Kilometer
6- Ouagadougou-Koudougou 118,3 km
7-Dédougou-Bobo Dioulasso 182,5 km
8-Bobo-Dioulasso – Sindou 137,5 km
9- Bobo Dioulasso-Diébougou 133,3 Kilometer
10- Kombissiri Ouagadougou 100,6 km