Ein Sonntag in der Hölle, Eddy Merckx über den Druck, Rennen zu gewinnen und ein John Tomac, der an der Belgisch-Französischen Grenze merkt, dass er seinen Ausweis zuhause vergessen hat. Wir haben für euch die besten Radsport-Dokus für die Winterpause recherchiert.

23 Days in July, 1983

Dieser einstündige Dokumentarfilm begleitet den Australier Phil Anderson bei seinem Versuch, als erster Nicht-Europäer die Tour de France zu gewinnen. Ein besonderer Klassiker, mit teilweise witzigen Auftritten von Sean Kelly und Stephen Roche. Der Synth-Soundtrack von Kraftwerks berühmten Tour-de-France Song und die fachkundige Analyse eines jungen, „discobegeisterten“ Phil Ligget, machen diese Doku zu einem ganz besonderen Genuss.

Pantani: The Accidental Death of a Cyclist, 2014

Wer Asif Kapadias außergewöhnliche biografische Dokumentation über Diego Maradona gesehen hat, könnte bei dieser Biographie wahrlich entzückt sein. Pantani: The Accidental Death of a Cyclist erinnert in vielen Aspekten an Kapadias Arbeit über Maradona. Beide  zeichnen den letztendlichen Sündenfall eines außergewöhnlich talentierten Sportlers nach. Wie bei Maradona gibt es auch in der Marco-Pantani-Dokumentation Momente, in denen sich seine Begabung für das Radfahren ungehindert auf der Leinwand entfalten kann. Und genau in diesen Momenten zeigt sich die schiere Genialität dieser Dokumentation.

De Ronde 104

Die Flandern-Rundfahrt 2020 war …anders. Keine Zuschauer, dafür die Absurdität von Gesichtsmasken, Hygienebestimmungen und ununterbrochen Covid-Tests. Die Organisatoren des Rennens haben eine einstündige Dokumentation produziert, die die Teams, Fahrer, Rennorganisatoren, Fotografen und TV-Kommentatoren während der 104sten begleitet.

Angereichert mit Aufnahmen des Klassikers, das in einem epischen Zweiersprint zwischen Mathieu van der Poel und Wout van Aert endete, gibt die Doku einen Einblick in hinter die Kulissen des Flämischen Monuments.

Andy Schleck: My Tour, 2011

2011 war ein wichtiges Jahr für das luxemburgische Ausnahmetalent Andy Schleck. Nach einer signifikanten Umstrukturierung seines Teams hatte Schleck den Sieg bei der Tour de France im Visier. Der einstündige Film, der für das niederländische Fernsehen gedreht wurde, begleitet Schleck während der gesamten Saison 2011, vom Aufwärmen vor der Tour bis zu seinem knappen Ausscheiden beim Rennen. In diesem Jahr starb auch sein Leopard-Trek-Teamkollege Wouter Weylandt, der beim Giro d’Italia tödlich verunglückte. Der Film zeigt einmalige Einblicke in den Teambus, aus seinem Haus in Luxemburg und von seinen Teamkollegen. Nicht nur für Retrofans und Nostalgiker eine spannende Doku.

Bradley Wiggins: A Year in Yellow, 2012

Was für uns Deutsche Jan Ullrich ist, ist für die Briten wohl Sir Bradley Wiggins. Der heute 44-Jährige ist eine Radsport-Ikone. Er fuhr für Team Sky und wurde zum Ritter geschlagen, nachdem er 2012 als erster Brite die Tour de France gewonnen hatte. Im selben Jahr holte er olympisches Gold im Einzelzeitfahren. Auch als Bahnradfahrer war er erfolgreich, gewann in verschiedenen Disziplinen vier Goldmedaillen bei Olympia und sieben Weltmeistertitel. Hinzu kommt ein WM-Triumph auf der Straße. 2016 beendete er seine Karriere. Dann folge der Absturz: Geldprobleme, Alkoholsucht und, wenn man der Boulevardpresse Glauben schenken möchte (im Zweifelsfall nicht), sogar Obdachlosigkeit.

Der Film begleitet Bradley Wiggins während seines monumentalen Jahres 2012, in dem er Paris-Nizza, die Tour de Romandie, das Critérium du Dauphiné, die Tour de France und Olympisches Gold gewann. Wir lernen seine Familie in seinem früheren Zuhause im Nordwesten Englands kennen und bekommen viele Einblicke in den Alltag des ehemaligen Profis.

Die 1991 Motorola-Radsport-Team Doku

Die Krönung dieses Dokumentarfilms, der das Motorola-Team bei den Frühjahrsklassikern 1991 begleitet, ist das peinliche Gespräch zwischen Andy Hampsten und Eddy Merckx im Vorfeld von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Hampsten erklärt Merckx seine detaillierte Trainingsroutine. Merckx versteht hingegen nicht warum er nicht einfach 300 Kilometer am Tag fährt und dann jedes Rennen gewinnt, an dem er teilnimmt. Zu geil!

Ebenfalls ein Highlight: John Tomac vergisst seinen Pass und steht an der Belgisch-Französischen Grenze erstmal dumm da. Großartig!

Stars and The Water Carriers: The 1973 Giro d’Italia

Ein weiterer Klassiker aus dem Hause Leth, erzählt von David Sanders, der mit seiner unverblümten Art zu erzählen, mindestens genauso kultig ist, wie diese Doku. Diesmal folgt der Dokumentarfilm dem dänischen Hoffnungsträger Ole Ritter, der sich seinen Weg durch den Giro d’Italia 1973 bahnt. Es gibt jede Menge Merckx an der Spitze (natürlich!) und Fahrer, die mitten in einer Etappe, Bier von einem vorbeifahrenden Lastwagen klauen. Mega!