The Rider and The Wolf ist die Geschichte von Mike Rust, dem in Colorado spurlos verschwundenen Mountainbike-Hall-of-Fame-Rider. Der Film handelt von der Entstehung des Mountainbikesports in kleinen amerikanischen Gemeinden in den Outbacks von Colorado. Vor allem aber ist der Film eine schöne Hommage an die Frühzeit des MTBs und an die DIY-Kultur, die in dieser Form nahezu ausgestorben ist.
Text: Max Marquardt / Fotos: Screenshots Rider and the Wolf / Youtube
Der aus Colorado Springs / USA stammende Mike Rust war ein Pionier. Nicht nur, was das Thema Mountainbikes, sondern generell das Radfahren betraf. Bereits als Teenager stellte er sich aus alten Teilen Fahrräder zusammen, auf denen er anschließend die Weststaaten bereiste. Für seinen Lebensunterhalt arbeitete er in Bike-Shops, in seiner Freizeit fuhr er Radrennen, bastelte und passte seine Bikes an und wirkte beim Bau von einigen der frühen MTB-Trails mit. Rust wurde zum Inbegriff einer DIY-Kultur, die viele Jahrzehnte die Radkultur bestimmen sollte.
Schließlich ließ sich Rust in Salida, Colorado, nieder, wo er Mitinhaber der Colorado Cyclery war. Dort erfand er das erste Fahrrad mit hochgezogenen Kettenstreben, das so genannte Shortie. Anfang der 90er Jahre wurde er für seine innovativen und zugleich bahnbrechenden Erfindungen (oftmals handelte es sich dabei mehr um selbstgebaute / geschweißte Trial & Error Lösungen) in die „Mountain Bike Hall of Fame“ aufgenommen.
Später zog er in ein abgelegenes Solarhaus im Saguache County, das er mit Fahrradteilen, Modellflugzeugen und anderen Kuriositäten füllte. Er nannte sein Anwesen den „Saguache Intergalactic Airport“, da es über eine buchstäbliche Start- und Landebahn verfügte, auf der seine Basteleien Platz fanden.
Eines Tages im März 2009 kam der 56-jährige Rust nach Hause und musste feststellen, dass in sein Haus eingebrochen worden war. Er machte sich mit seinem Motorrad auf den Weg, um die Einbrecher aufzuspüren. Danach wurde er nie wiedergesehen. Einige Tage später fand ein Suchtrupp der Polizei Rusts blutbesudelte Weste. Im darauf folgenden Monat wurde sein Motorrad am Grund einer Schlucht gefunden, sein Blut auf dem Sitz.
Sieben Jahre lang blieb Rust verschwunden. Seine Lebensgeschichte und sein Verschwinden wurden 2015 zum Thema eines Dokumentarfilms mit dem Titel „The Rider and the Wolf“, der nun frei zur Verfügung steht.
Nachdem der Fall um Rusts Verschwinden viele Jahre ungelöst in den Polizeiakten verblieb, kam im Januar 2016 wieder Bewegung in den Cold Case. So wurden in der Nähe eines Highways im Saguache County menschliche Überreste gefunden, die nach Angaben der Ermittler eindeutig mit Rust in Verbindung gebracht werden konnten.
„Die Ermittler glauben, dass Rust zu Tode geprügelt und getreten wurde, nachdem er die zwei Männer zur Rede gestellt hatte, die in sein Haus eingebrochen waren“, heißt es auf der Website.
Durch eine heiße Spur konnte zumindest einer der Mörder gefasst und verurteilt werden. Der damals 47-Jährige Charles M. Gonzales erhielt für die grausame Tat zweimal Lebenslänglich ohne die Möglichkeit einer Bewährung.
Bei der Anhörung zur Urteilsverkündung sagte Mary Anne Crandall, die Schwester von Mike Rust, dass „die Zeit der Reue“ längst vorbei sei. Charles Gonzales sei ein Möchtegern-Gangmitglied, ein kaltherziger Mörder, der nie Verantwortung übernommen hätte. „Meine Eltern sind beide gestorben, ohne zu wissen, was mit ihrem Sohn geschehen ist. Die Trauer ist uns nicht fremd“, so Crandall.
Trotz dieser grausamen und traurigen Tat ist der Dokumentarfilm „The Rider and the Wolf“ ein schönes und spannendes Dokument einer Zeit, in der man sich entgegen zu heutigen Allverfügbarkeit von Ersatzteilen, selbst helfen musste. Daraus entstand in den Folgejahren eine Kultur, die die Radszene bis heute nachhaltig prägen würde. Und vielleicht ist der Film auch eine gewisse Inspiration, wieder selbst mehr an seinen Rädern zu schrauben – oder zu experimentieren. Mike Rust würde dies bestimmt mit Stolz erfüllen.