Der US-amerikanische Fahrradhersteller State Bicycle Co. hat ein breit aufgestelltes Sortiment an Rädern unterschiedlichster Kategorien. Vor allem aber hat sich die Marke durch seine Gravel- und Allroad-Bikes einen Namen gemacht, da diese nicht nur robust und durchdacht sind, sondern vor allem auch im unteren Preissegment liegen. Nun legt State nach – und zwar gehörig: Ein Titan-Rahmen für umgerechnet gerade einmal 1.120 Euro? Na Donnerwetter!

Mit dem Titanium All-Road Modell überschreiten State Bicycle Co. eine neue Grenze. War die Marke bisher für Einstiegs Stahl- und Carbonrahmen bekannt, wagen sie sich nun in das maximal nerdige Segment der Titan-Bikes vor.

Titan-Rahmen gelten als unendlich robust, leichter als Stahl und maximal langlebig. Titan ist korrosionsbeständig und lässt sich zudem leicht reparieren. Wer sich ein Rad aus Titan zulegt, der wird sich auf einer Radreise nie wieder Sorgen um den Fahrradtransport machen müssen (Ofendämmrohre adé), keine Angst mehr vor Sonneneinstrahlung („Das ist nicht gut für das Carbon, ne. Hab ich mal wo gelesen“) oder vor Steinschlägen haben müssen. Das gute Stück kauft man mit der Intention, dieses wohl irgendwann man auch zu vererben. Ein Titan-Rad ist das „wirklich, wirklich“ letzte Rad. Quasi der Endgegner des N+1 Spiels, was möglicherweise auch an den bisherigen Preisen liegen mag.

Die sind nämlich gepfeffert. Bei der bekannten Titan-Manufaktur COCMO kostet ein Titan-Rennrad mit normaler Ausstattung (in der Basis-Ausstattung mit Shimano 105) stolze 6.650 Euro. Selbst Decathlon wollen für ihr Triban Titan Gravelbike mit unterer Ausstattung knapp 3.000 Euro. 

Wie es State geschafft haben, ein Titan-Rad zu einem so wettbewerbsfähigen Preis anzubieten, ist schleierhaft. Aber es ist ein gutes Zeichen hinsichtlich der sich inzwischen überschlagenden und außer Kontrolle geratenen Preispolitik der Branche.

Laut State ist dieser Rahmen aus dem „hochwertigsten, doppelt konifizierten Gr9 3AL/2.5V Titan“ gefertigt und „kombiniert die unübertroffene Haltbarkeit von Titan mit den leichten Eigenschaften von Carbon und den soliden Fahreigenschaften von Stahl.“ So steht es zumindest in der offiziellen Beschreibung

Während die erste Auflage der Titan-All-Roads auf nur fünfzig Fahrräder beschränkt sein wird, plant die Marke, die Reaktion auf den Preis zu bewerten und möglicherweise in Zukunft größere Chargen zum Verkauf anzubieten.

„Die Gewinnmarge ist bei diesen Rahmen hauchdünn. Und das ist für uns auch in Ordnung. Wir wollen den Leuten so viel wie möglich für ihr Geld bieten, um ihnen zu zeigen, was für ein Produkt wir hier bei State herstellen“, so Mehdi Farsi, der Eigentümer von State.

Im Vergleich zu seinen All-Road-Modellen aus Aluminium oder Carbon hat sich State typischerweise auch bei ihrem Titan-Rad für eine sicherere, komfortablere Geometrie entschieden. Es ist etwas länger und niedriger als das 4130, aber nicht ganz so aggressiv wie die Alu- oder Carbon-Rahmen, so dass es von der Geometrie her sicher in die Kategorie der Langstrecken-Räder einzuordnen ist – übrigens auch was den Komfort betrifft.

Ob der geringe Preis in Bezug auf die Qualität oder die langfristigen Fahreigenschaften des Bikes Bestand haben, bleibt abzuwarten. Dennoch setzt es ein klares Zeichen in Richtung der Marktbegleiter. Klar, bei den Kompletträdern wird das Wasser wieder etwas trüber, vor allem, wenn man die teureren Modelle mit Carbon-Laufrädern und elektronischen Schaltungen mit einbezieht. Allerdings liegt der Preis für das Komplettrad immer noch am unteren Ende dessen, was man normalerweise für ein Titan-Rad berappen müsste.

Bei den vielen All-Road- und Gravel-Angeboten, die es heutzutage gibt, müssen sich die Fahrradhersteller, so scheint es, inzwischen etwas Besonderes einfallen lassen, um sich von der Masse der mittel- bis hochpreisigen Bikes abzuheben. Denn die Auswahl ist riesig. 

Manche Marken entscheiden sich dafür, den Weg der maximalen Komplexität zu gehen, indem sie ihre Räder mit allerlei innovativem Firlefanz vollstopfen, der am Ende gar nicht innovativ sondern einfach nur teuer ist. Im technischen Wettrüsten wird derart um die Wette gebuhlt, dass dabei oftmals suggeriert wird, Räder für 10.000 bis 15.000 Euro seien etwas völlig Normales (sind sie nicht!).

Gerade deshalb ist es schön und erfrischend zu sehen, dass State seine bisher gänzlich konträre Strategie fortsetzt: Solide bis großartige Bikes zu so erschwinglich wie möglich zu machen.

Specs: 

  • XS to XL sizing for riders from 5’1” to 6’4”
  • 700c x 50mm or 650b x 2.25”
  • 44mm 1 ⅛ straight head tube
  • 68mm BSA English Threaded BB
  • 12mm x 100mm / 12mm x 142mm hub spacing
  • 27.2mm seatpost
  • 1870g frame weight for size medium
  • Frame: $1299.99
  • Build kits from $2499.00 to $4400.00
  • Build kit as reviewed: $4400.00 (SRAM Apex/GX mullet and ENVE AG25)