Spannende Strecken von der Talsohle bis hoch auf 2.000 Meter gehen – und als Belohnung super leckeres Essen? Die norditalienische Region Valtellina gilt noch (!) als wenig bekanntes Radsport-Eldorado. Von familiengerechten Radwegen über die Alpenpässe des Stilfser Joch, des Gavia und des Mortirolo, Schlüsselstellen in der Geschichte des Straßenradsports, bis hin zu Graveltouren für Abenteurer und Genießer. Hier wird wohl fast jeder glücklich. Jetzt plant man sogar diverse Gravel-Veranstaltungen für 2024.
Steile Alpenpässe, Singletrails durch die wildesten Täler, eine Aussicht für Götter: Diesen Sommer geht es im Valtellina um das Gravelbike, denn hier hat die Geschichte ein immenses Erbe an Straßen und Wegen hinterlassen, die mit der Landwirtschaft, dem Handel und der Viehzucht in Verbindung stehen. Straßen, die heute durch zahlreiche Radwege miteinander verbunden sind (die Provinz Sondrio umfasst eine Fläche von 3196 km2).
Die Routen führen über Radwege, Schotterstraßen, durch Weinberge, kurvenreiche Straßen und Singletrails. Abwechslungsreiche Fahrten, bei denen sich Meter für Meter unvergessliche Landschaften und Panoramen eröffnen, sind garantiert. Sets kombiniert mit kleinen versteckten Überraschungen.
Die erste Stufe ist jene des Talbodens mit unbefestigten Straßen zwischen Pappeln, Weiden, Apfelplantagen, Gemüsegärten und Kornfeldern. Das zentrale Element ist dabei das Wasser mit dem Fluss Adda, der vom Sentiero Valtellina flankiert wird, einem 114 Kilometer langen Rad- und Fußweg, der den Comer See mit dem Alpenort Bormio verbindet. Oder der Fluss Mera mit dem Valchiavenna-Radweg, der von Colico auf 40 Kilometer in das schweizerische Bergell führt.
Die zweite Stufe ist jene des Zusammenspiels von Mensch und Natur. Hier führen die Routen durch die lokale Geschichte und Kultur mit ihren Weilern, die zwischen den Terrassen der Weinberge eingebettet sind, die heute weltberühmte Weine hervorbringen. Aber auch auf den Buchweizenfeldern, die auf den Hochebenen angebaut werden, wächst der Rohstoff für das weithin bekannte Symbol der Veltliner Küche: die Pizzoccheri (pizòcher im lokalen Dialekt). Das zentrale Element ist hier der Stein mit den kilometerlangen Trockenmauern, aus denen die Weinberge geformt wurden, die sich über die Hänge ziehen (ihre Bautechnik gehört zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO). Aber ebenso die monumentalen Kirchen, Türme und Burgen sowie die Viertel mit ihren engen Gassen zwischen den Häusern, die deshalb so eng angelegt sind, damit sie der Landwirtschaft nicht den so wichtigen Platz rauben.
Die dritte Stufe ist jene der Wälder. Das zentrale Element ist hier das Holz in Form von Kastanienbäumen, Lärchen und Tannen. Wälder umrahmen die Maiensässe, die erste Station der sommerlichen Transhumanz hinauf zu den Almen, wo hochwertige Käsesorten hergestellt werden (etwa Bitto DOP, oder Scimudin und Mascherpa). Hier kann man zahlreiche Höhenstraßen befahren. Etwa jene im Nationalpark Stilfserjoch (ein 130.000 Hektar großes Schutzgebiet), der aufgrund seiner großartigen Alpenlandschaft bekannt ist und von einer oftmals seltenen Fauna bewohnt wird, wie Hasen, Adlern, Bartgeiern, Hirschen und Steinböcken. Als Hintergrund erheben sich am Himmel die Alpen mit ihren Gletschern und Gipfeln.
Trotz des engen, vertikalen Geländes ist die Beschaffenheit des Tals breit gefächert und ermöglicht Routen von unterschiedlicher Länge und Höhenunterschied, die für jeden Radfahrer geeignet sind. Gravel im Valtellina, so der Tourismusverband, sei eine Erfahrung, die weit über das Radfahren hinausgeht. Es ist vielmehr ein Eintauchen in ein Land mit tiefen Wurzeln, das stolz auf seine Kultur und seine Önogastronomie ist. Na, wenn das mal nicht nach einem neuen Rad-Urlaubsziel klingt.
Diese Kulisse bildet den Rahmen für zwei Veranstaltungen, die zwischen Juni und September 2024 stattfinden. Immer in einem anderen Teil des Territoriums, immer als unterschiedliche Version des Alpinen Gravel, aber stets zum Genießen und nie als Wettkampf.
UNPAVED ROADS – BORMIO
Die „Magnifica Terra“ von Bormio und Alta Valtellina ist Schauplatz der Unpaved Roads, der zwei verschiedene Routen (70 km, 1660 m D+ | 60 km, 1160 m D+) auf den Schotterstraßen des Nationalparks Stilfserjoch anbietet. Super-Spot sind dabei die Cancano-Seen, das bereits Etappenziel des Giro d’Italia 2020 war. Die Termine, die man sich vormerken sollte, sind der 6. und 7. Juli.
Info und Anmeldung: https://www.unpavedroads.cc/en/ Instagram: https://www.instagram.com/unpavedroads.cc/
GRAVELLINA – STRADE RURALI
Der Weinbau in Sondrio bildet die Kulisse für Gravellina-Strade Rurali, das am 21. und 22. September stattfindet. Ein Gravel-Wochenende zwischen historischen Weilern, Weinterrassen und Hängebrücken. Die drei Strecken (35 km, 800 m D+ | 55 km, 1300 D+ | 75 km, 1900 D+) sind ein Auf und Ab zwischen dem Talboden und halber Hanghöhe mit faszinierenden Panoramen. Höhepunkt bildet das Castel Grumello, das die Stadt Sondrio überragt.
Info und Anmeldung: https://www.gravellina.com/en/ Instagram: https://www.instagram.com/wgravellina/
Unser Tipp zum Schluss:
Graveln ist authentisch und ursprüngliche, so wie der Wein, das Roggenbrot und der Bresaola zum Aperitif; und wie die Winzer und Landwirte, die man auf den Wegen trifft. Die oberste Regel lautet: Grüßen! Immer.