Die Stuttgarter Rad-Schmiede Focus Bikes bringen mit der neuen Izalco Max-Reihe ein neues Rennrad auf den Markt, das in Sachen Handling und Geschwindigkeit, die bisherigen Straßenränder von Focus in den Schatten stellen soll, zugleich aber auch eine gehörige Ansage in Richtung der Konkurrenz ist. Wir haben mit Focus Bikes zwei Tage im Elsass verbracht und das neue Izalco Max ausgiebig getestet.

Fotos: Focus Bikes / Text: Max Marquardt

Leicht, steif, aerodynamisch, nicht zu teuer. Zugegeben, eine Kombination, die es de facto nicht gibt. Denn: Irgendwas ist schließlich immer. Das haben sich auch die Ingenieure von Focus Bikes bei der Entwicklung ihres neuen Rennrads gedacht und alles darangesetzt, diesem Defätismus ein Ende zu bereiten. Und nach einer langen Entwicklungszeit heißt es nun: „Das neue Izalco Max ist das schnellste Rennrad, das wir je gebaut haben“. Wenn das mal keine Ansage ist.

Ab ins Pressecamp

Als ich im elsässischen Munster aus dem Auto steige, begrüßen mich ein wolkenloser Himmel und heiße Temperaturen von nahezu 30 Grad. Ideale Bedingungen, um das neue Izalco Max zu testen. Um Focus neues Straßenrad hat sich bereits eine kleine Traube an Menschen in engen Radklamotten geschart: Die Fachpresse ist da – und wird vom Focus Entwicklerteam über das neue Bike aufgeklärt. Nach einer kurzen Begrüßung und dem üblichen Händeschütteln geht es auch schon los: Eine Ausfahrt ins Herz der Vogesen; Passstraßen, Abfahrten und gerade Stücke stehen heute auf dem Programm. Als krönenden Abschluss gibt´s am Ende noch ein KOM-Segment, für alle, die dann noch „Bock auf Vollgas“ haben.

Für das neue Izalco Max hat Focus nicht nur die Aerodynamik optimiert, sondern auch die Rahmensteifigkeit verbessert (bei gleichbleibendem Gewicht) und das Handling intuitiver ausgestaltet. Kommuniziert wird das Rad als Aero-Performance-Rennrad, das vor allem eines sein soll: Schnell! Was hierbei sofort ins Auge sticht, sind die neuen Rohre des Rahmens. Die speziell abgestumpfte NACA-Form (National Advisory Comimittee for Aeronautics) kombiniert aerodynamische Vorteile mit hoher Rohrsteifigkeit und geringem Gewicht. Die Aerodynamik konnte so auf 6,6 Watt im Vergleich zum Vorgängermodell verbessert werden.

Ziemlich cool umgesetzt ist dadurch auch die Position der Trinkflaschenhalter. Da diese vom Unterrohr nahezu gänzlich von Windverwirbelungen versteckt sind, beeinflussen sie lediglich 0,3 Watt.

Leicht, steif, aber nicht wepsig

Als wir über die nahezu autofreien Passstraßen der Vogesen gleiten, fällt mir sofort die Steifigkeit und das gute Ansprechverhalten des neuen Izalco Max auf. Und da bin ich nicht der Einzige. Mit maximal motiviertem Gejohle überholt mich ein Kollege im Wiegetritt. Ballern ist angesagt. Bergauf macht das Rad richtig Spaß. Alles fühlt sich gut und richtig an – Tretlagersteifigkeit, Seitensteifigkeit der Gabel. Mir kommen sofort Vergleiche mit dem Tarmac SL 7 in den Sinn, jedoch ist das Izalco Max für mich persönlich weniger wepsig im Ansprechverhalten. Eine gute Eigenschaft.

Für einen cleanen Look sorgt der C.I.S Vorbau, der die Kabel unter dem Vorbau versteckt. Ebenfalls birgt dies (natürlich) auch aerodynamische Vorteile. Darüber hinaus verfügt er über eine integrierte Bikecomputer-Halterung für Wahoo- und Garmin-Geräte. Sehr schön und innovativ gelöst: An der Halterung kann auch eine Lampe oder Action-Cam befestigt werden. Zur Wartung und Demontage lässt sich die Lenkervorbaueinheit einfach abnehmen.

Doch kommen wir nun zum wichtigsten Punkt: das Gewicht. Die 9. Serie und die 8. Serie unterscheiden sich durch unterschiedliche Rahmen in Bezug auf die Carbonfaserstruktur und damit im Gewicht: So hat das neue Izalco Max 9.9 ein Gesamtgewicht von 7,20 Kilogramm in Größe M. Izalco Max 9.8: 7,90 Kilogramm, Izalco Max 8.9: 8,20 Kilogramm, Izalco Max 8.8: 8,30 Kilogramm, Izalco Max 8.7: 9,00 Kilogramm. Das Rahmengewicht beträgt 865 Gramm für die 9. Serie und 1050 Gramm für die 8. Serie, jeweils in Rahmengröße M mit zusätzlichen 400 Gramm für die Gabel.

Das jeweilige Gewicht richtet sich also nicht nur nach der Rahmengröße, sondern auch in Bezug auf die preisliche Ausführung. Für das Flaggschiff-Modell, dem 9.9, muss der Kunde 8.999 Euro hinlegen, das 9.8 kostet 6.799 Euro, das 9.7 kostet 6.199 Euro, das 8.9 kostet 4.799, das 8.8 kostet 3.999 Euro und das günstigste Modell schlägt mit 2.999 zu Buche. Die High-End Modelle sind mit Dura Ace und Ultegra ausgestattet, das 9.1 verfügt ab Werk über eine SRAM Rival Axs Etap-Gruppe, die drei darunter liegenden Modelle über eine elektronische 105er.

Nachdem unsere Journalisten-Gruppe jede Menge Höhenmeter gespult hat, geht es nun endlich an die Abfahrt. Während wir auf den Fotografen warten, höre ich mich ein wenig bei den Kollegen um. Alle sind positiv gestimmt – viele begeistert von der Agilität und dem Handling des Rads. „Nur der Vorbau – den finde ich etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt einer der Teilnehmer. „Also so vom Look her“, fügt er noch hinzu. Freilich, die eckige Form macht aus aerodynamischer Sicht Sinn, ist aber auch Geschmacksache.

Mit hoher Geschwindigkeit rasen wir hinab Richtung Munster. Und es macht richtig Spaß! Nicht schlackert oder bricht aus – die Steifigkeit und Kompaktheit der Lenker-Vorbau-Einheit ist sagenhaft. Auch in den Kurven tut das Rad was es soll, dank eines durchdacht entwickelten Lenkkopfwinkels. Der Sitzkomfort wurde im Vergleich zu den Vorgängermodellen verbessert, indem das Sitzrohr verkürzt wurde. Durch die längere Sattelstütze und einem Setback-Design entsteht mehr Flex.

Zum Schluss gibt es noch eine KOM-Challenge, bei der wir das Rad erneut auf seine Kletterfähigkeiten testen können. Auch hier kann das Rad überzeugen – meine Beine leider weniger. Immerhin schaffe ich es hustend und keuchend als Vierter auf den Berg.

DAS CLEAT-FAZIT:

Das neue Focus Izalco Max ist ein Race-Allrounder mit hoher Alltagstauglichkeit, dennoch performance-orientiert. Die Rahmengeometrie des Rennrads ist durchdacht und renntauglich. Focus haben in Punkto Gewicht und Steifigkeit ihre Hausaufgaben gemacht und ein Rad entwickelt, das die Bergfahrer wie die Sprinter gleichermaßen glücklichen machen wird, ohne dabei das Bankkonto plündern zu müssen. Ein im Windkanal getestetes Rad schlägt normalerweise mit einem weitaus höheren Preis zu Buche. Das höhere Tretlager in Kombination mit dem steileren Steuerrohrwinkel sorgt für ein agileres Handling und eine bessere Beschleunigung, gleichgültig in welcher Situation. Superlative sind unjournalistisch, doch es fällt wirklich schwer, negative Aspekte an diesem Rennrad zu finden, das im Preis-Leistungs-Segment wohl mit das Beste ist, was man derzeit auf dem Markt kriegen kann. Das Focus Izalco Max ist weniger schwerfällig wie ein Cervélo S5, weniger nervös, insbesondere bei schnellen Abfahrten, wie ein Specialized Tarmac und komfortabler als ein Basso Diamante. Ein Rennrad, ideal für ambitionierte, leistungsorientierte (Hobby-) Fahrer, mit dem man sowohl am Berg, als auch in der Geraden jede Menge Freude haben kann.

Weitere Infos, Preise und Verfügbarkeit: Focus Webseite