Die in unseren Breitengraden noch relativ unbekannte amerikanische Outdoormarke „Nemo“ bringen mit dem „Dragonfly Bikepack“ ein speziell für das Bikepacken entwickeltes 1 oder 2-Personen Zelt auf den Markt. Nemo werben mit geringem Gewicht und Packmaß, durchdachten Features sowie einem schnellen Aufbau. Wir haben uns das 2P-Zelt für euch angesehen.
Beim Thema Zelt und Bikepacking scheiden sich die Geister. Während die einen einfach nur ihr Tarp irgendwo im Dickicht spannen und es sich auf einer Thermarest-Matte bequem machen, schwören andere hingegen auf Outdoor-Hängematten inklusive Moskitonetz. Ein Zelt sieht man in der Tat selten. Die Gründe sind meistens ein umständliches Packmaß und ein äußerst gruseliges Gewicht und schon so einige Radreisende haben sich noch während ihrem Abenteuer von ihrem Zelt getrennt. Zu schwer, zu nerviger Aufbau, „lohnt sich nicht für die paar Stunden Schlaf“, um hier nur ein paar Argumente aufzuführen. „Nemo“ wollen mit ihrem kleinen Dragonfly-Zelt nun genau dies ändern.
Das Nemo Dragonfly Bikepack 2P ist ein freistehendes 3-Jahreszeiten-Zelt speziell für den Einsatz bei Radreisen. Das Besondere ist bereits der Stausack: Dieser kann mit den vernähten Gurtbändern am Lenker befestigt werden und sieht aus wie eine typische Rolltop-Tasche. Die Maße sind mit 17×33 cm in der Tat sehr kompakt. Das Gewicht ist allerdings nicht gerade im Lightweight-Sektor anzusiedeln. Ganze 1600 Gramm bringt das kleine Zelt auf die Waage.
Der Aufbau gestaltet sich in der Tat ziemlich simpel und vor allem schnell. Dadurch, dass Zelt, Haken und Stangen farblich gekennzeichnet sind, kann man das Dragonfly auch noch dann intuitiv aufbauen, wenn man den ganzen Tag im Sattel war und die Konzentration irgendwo auf der Straße gelassen wurde. Das Zelt besteht aus zwei Teilen: Dem Innenzelt und dem Außenzelt, das mit Aluminiumheringen an den Ecken abgespannt wird. Das Außenzelt besitzt wie der Boden eine Silikon-Polyurethan-Beschichtung, die für eine Wassersäule von 1200mm sorgt. Auch die Reißverschlüsse sind außen zusätzlich abgedeckt, am oberen Ende des Zelts befindet sich ein aufstellbarer Steg zur Belüftung und dem Abtransport von Kondenswasser. Die Belüftung kann durch die Überdeckung des Reißverschlusses sogar bei moderatem Regen geöffnet bleiben. Das Dragonfly hat übrigens zwei seitliche Eingänge.
Der Innenraum des Dragonfly ist ziemlich geräumig und für zwei Personen immer noch sehr luxuriös. Selbst Personen mit über 1.85 Meter können darin bequem liegen. Zwei normalgroße Isomatten finden ausreichend Platz. Ebenso wird der Innenraum nach oben hin aufgrund der Querstangen-Konstruktion perfekt ausgenutzt, sodass man hier sehr gut aufrecht sitzen kann. Ziemlich cool fanden wir die fünf Staunetze im Inneren des Zeltes. Zwei an den Seiten und drei im Zelthimmel. Hier können Helm und Klamotten gut und sicher aufbewahrt werden. Ein smartes Detail ist auch die auf den beiden Seiten eingenähte Daisychain, an denen man Helm und Ausrüstung einhängen kann.
CLEAT Fazit:
Vorweg: Das Dragonfly Bikepacking von Nemo ist geil! Die Materialien und die Verarbeitung des kleinen Reisezeltes sind robust und durchdacht. Das Platzangebot im Zeltinneren ist unschlagbar und auch das Design ist ohne nervige Reflektoren und Signalfarben für das Bikepacken in der Wildnis ausgelegt. Man merkt, dass sich Nemo hier wirklich Gedanken gemacht haben. Für Genuss-Bikepacker, die unbedingt draußen schlafen möchten, ist dieses Zelt eine phantastische Alternative zu Pensionen, Hotels, Bushaltestellen, Schutzhütten oder Couchsurfing. Aber: Das Gewicht des Dragonfly ist nicht zu vernachlässigen. 1600 Gramm (2P-Zelt) ist kein Fliegengewicht und beim Test hatten wir auch keine Bodenplane dabei (die in diesem Fall mindestens 200-300 Gramm auf die Waage bringt). Ebenfalls muss man sich vor der Reise gut überlegen, ob man den wichtigen Platz am Lenker für das Zelt anstelle einer Lenkertasche aufgibt. Der Rolltop-Sack ist eine interessante Lösung, mag aber für manche Bikepacker nicht praktikabel sein, da der Platz für die Lenkertasche für sie essenziell ist. Eine Alternative wäre es, den Packsack seitlich an der Gabel zu befestigen. Dies haben wir aber im Test leider noch nicht ausprobiert. Mit knapp 550 Euro ist das Zelt auch nicht gerade ein Budget-Knüller, weshalb man sich vor dem Kauf genau überlegen sollte, zu welcher Art von Bikepackern (Hängematten-Joes, Tarp-Waldschrate, Schutzhütten-Penner) man sich selbst zählt. Wer gerne mit Rad und Zelt unterwegs ist und das Gewicht nicht abschreckt, für den ist das Dragonfly die wohl derzeit beste und durchdachteste Lösung auf dem Markt. Mehr Infos und Preise findet ihr auf der offiziellen Webseite von Nemo.